Es ist verrückt, ein bauliches wie finanzielles Himmelfahrtskommando – und gerade deshalb so besonders. Als Elizabeth Strutton aus einer Laune heraus einen verlassenen Weltkriegsbunker an der englischen Küste kauft, treibt sie das beinahe in den Ruin. Heute will sie nie wieder woanders leben als in ihrem geliebten Bunker-Haus.
Die salzige Meeresluft liegt einem auf der Zunge. Wenn man sich umblickt, sieht man grüne Wiesen, menschenleere Felder, den weiten Horizont. Erst beim zweiten Blick fällt auf, dass aus einem der Hügel seltsame Glaskuppeln ragen. Das ist das Zuhause von Elizabeth Strutton: ein ehemaliger Abhörbunker, der 60 Jahre lang leer stand und nur ab und zu von einem Bauern als Kartoffellager genutzt wurde.
Als Elizabeth im Jahr 2007 zufällig auf den Bunker stieß, war sie eine junge, aufstrebende Unternehmerin. Das kuriose Bauwerk in grandioser Lage sollte ihrer Karriere das Sahnehäubchen aufsetzen. Eine Ferienwohnung als Hobbyprojekt. Inzwischen weiß sie, wie unglaublich naiv sie war!
Denn mit zwei Dingen hatte Elizabeth nicht gerechnet: mit dem Bunkerbeton und mit der Finanzkrise. Während die Kosten für den Umbau des Bunkers kontinuierlich stiegen, lösten sich Elizabeths Geldreserven in Luft auf.
„Das Bauvorhaben war sehr schwierig“, erzählt Elizabeth. Und das ist keine Übertreibung. Immerhin war der Bunker konstruiert, um einem Bombenangriff standzuhalten. Zudem hatte keine der beauftragten Baufirmen Erfahrung mit so einem Bauwerk: „Es dauerte über einen Monat, um durch das Betondach zu gelangen und eine Sprinkleranlage einzubauen – die aufgrund des Mangels an Fenstern und Feuerleitern notwendig war.“ Lichtröhren mussten gegraben werden, um Tageslicht ins Innere zu leiten. Ganz zu schweigen von der erforderlichen Isolierung, um die Feuchtigkeit unter der 1 Meter dicken Erdschicht fernzuhalten.
Das Bunker-Haus zum schlechtesten Zeitpunkt
Und dann kam der Absturz am Finanzmarkt. Die Kurse sausten in den Keller und Elizabeth steckte in ihrem Projekt fest. „Es war ein sehr schlechtes Timing“, gibt sie zu. Sie war gezwungen, ihre übrigen – marktfähigen – Immobilien zu verkaufen und vollständig in den Weltkriegsbunker zu ziehen.
Aber Elizabeth machte das Beste daraus. Sie brachte den Umbau zu Ende und aus der ehemaligen Abhörzentrale wurde ein sympathischer Bungalow mit drei Schlafzimmern, zwei Bädern, Gästeklo und großzügiger Wohnküche.
Das absolute Highlight bleiben allerdings der große Garten und die offene Landschaft ringsherum, in die sich das grüne Hügelhaus wie auf einem Suchbild einfügt. Einige Jahre nach der beschwerlichen Bauphase ist der versteckte Bunker für Elizabeth das Paradies: „Ich wusste nicht, worauf ich mich da einließ, als ich den Bunker übernahm, aber ich weiß, dass ich jetzt am besten Ort der Welt lebe.“ Abgelegen und ohne Fenster ist der Bunker für Elizabeth zu einer „magischen Festung“ geworden.
Ganz einsam ist sie allerdings nicht – obwohl der Bunker am Ende der Welt zu liegen scheint. Ständig kommen Familienmitglieder und Freunde zu Besuch, um den ungewöhnlichen Ort zu genießen. Auch Fremde, die von Elizabeths Projekt gehört haben, schauen immer wieder vorbei und wissen manchmal sogar etwas über die Geschichte des Bunkers zu berichten. Und wenn kein Besuch da ist, hat Elizabeth noch ihre drei Hunde: zwei Basset Hounds und einen Deutschen Schäferhund.
Manchmal fesselt einen eine unbedachte Entscheidung stärker an ein Projekt, als einem lieb ist. Elizabeth ist jedoch überzeugt, dass sich all der Aufwand und die Entbehrungen gelohnt haben: „Manchmal zieht es einen im Leben weiter, aber eigentlich könnte ich hier für immer leben.“
Elizabeths Bunkerhaus kannst du dir auch in diesem Video noch einmal anschauen (in Englisch):
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Quelle: dailymail
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