Wackelzahnpubertät? Nie gehört! Doch auch wenn dir der Begriff nicht bekannt ist, hast du vielleicht auch bei deinem Kind rund um seinen sechsten Geburtstag ein kleines Gefühlschaos bemerkt. Grund hierfür ist die 6-Jahres-Krise, auch Wackelzahnpubertät genannt, die vor allem Vorschulkinder befällt.
Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt – und das im Sekundentakt. Die Stimmungs- und Hormonschwankungen, die Kinder durchschnittlich rund um den zehnten Geburtstag ereilen und meist zwischen 4 bis 6 Jahren dauern, sind gemeinhin als Pubertät bekannt. Dass der Umgang mit den jungen, hormongestressten und emotionsgeladenen Teenagern schwierig ist, können wahrscheinlich die meisten Eltern dieser sogenannten Pubertiere bestätigen. Dabei haben diese Jugendlichen ihre erste große Krise in dem Alter längst hinter sich. Wir verraten dir, was du über die Wackelzahnpubertät wissen musst.
Wackelzahnpubertät: Was steckt dahinter?
Eltern müssen wirklich starke Nerven haben. Nach der anstrengenden Autonomie- und Trotzphase folgt mit der Wackelzahnpubertät gleich die nächste Bewährungsprobe. Ein Sprichwort besagt: Wackeln die Zähne, wackelt die Seele. Und da ist etwas Wahres dran. Vor allem Vorschulkinder im Alter zwischen 5 und 7 Jahren haben mit schwerwiegenden Veränderungen zu kämpfen, markiert doch der Wechsel vom Kindergarten in die Schule einen wichtigen Meilenstein in ihrem noch jungen Leben.
Da diese Phase mit dem Lockern und Ausfallen der ersten Milchzähne zusammenfällt, wurde sie Wackelzahnpubertät getauft. Zudem wachsen den Kindern hinter den Milchzähnen die ersten bleibenden Backenzähne. Dies kann Schmerzen und Verunsicherung auslösen.
Da können die Gefühle schon einmal Achterbahn fahren und sich mitunter in heftigen Formen Bahn brechen. Das Wackeln und Wachsen der Zähne sind nur der sichtbare Teil der Veränderungen, die Kinder in diesem Alter durchleben. Im Alter von etwa 6 Jahren gehören die meisten im Kindergarten zu den „Großen“, nach dem Wechsel auf die Schule zählen sie wieder zu den „Kleinen“. Sich hier zurechtzufinden, kann viele Kinder verunsichern.
Spielen Hormone bei der Wackelzahnpubertät eine Rolle?
Anders als bei der „richtigen“ beziehungsweise bekannteren Pubertät spielen Hormone bei der Wackelzahnpubertät keine Rolle. Trotz allem passiert in der Entwicklung des Kindes rund um den 6. Geburtstag jede Menge. Diese Fortschritte in der Entwicklung können dazu führen, dass sich die Kids überfordert fühlen. Da sie noch nicht ausreichend gelernt haben, ihre Emotionen zu kontrollieren, laufen sie wie kleine Gefühlspulverfässer durch die Gegend. Ein vermeintlich falsches Wort kann Angst, Wut oder Trauer auslösen und das eben noch fröhlich glucksende Kind in einen kleinen Dramazwerg verwandeln.
Übrigens ist es durchaus möglich, dass dein Nachwuchs bei anderen das liebste Kind überhaupt ist, während es zu Hause bei jeder Kleinigkeit die Wände hochgeht. Wackelzahnpubertiere fühlen sich in ihrem Zuhause so sicher und geborgen, dass sie dort ihrem ganzen Gefühlspotpourri Ausdruck verleihen können – ein Zeichen von Liebe und größtem Vertrauen, wenn auch für Eltern mitunter ziemlich anstrengend.
Tipps für Eltern
Auch wenn es schwerfällt: Sollte dein 6-Jähriges das nächste Mal aus einer Mücke einen Elefanten machen und sich vor lauter Wut eine neue Familie suchen wollen – nimm es nicht allzu persönlich! Frage stattdessen lieber nach, was dein Kind gerade bedrückt, biete ihm eine Schulter zum Anlehnen und ein offenes Ohr.
Meist steckt hinter den Gefühlsausbrüchen ein großes Bedürfnis nach Geborgenheit. Kinder in der Wackelzahnpubertät provozieren, stänkern und sind gereizt und suchen gleichzeitig Nähe und Geborgenheit. Du hilfst deinem Kind durch diese herausfordernde Phase, indem du ihm Grenzen und klare Strukturen vermittelst – wundere dich aber nicht, wenn dein Kind diese Grenzen ständig zu durchbrechen droht, dies gehört zum Größerwerden dazu. Versuche auch, dein Kind in Entscheidungen miteinzubeziehen, dadurch lernt es, Verantwortung zu übernehmen
Diese weiteren Tipps können dir im Umgang mit deinem Wackelzahnpubertier helfen:
- Wenn dein Kind wütend wird, bleib ruhig und lass dich nicht auf einen Machtkampf ein.
- Finde heraus, was die kindliche Wut ausgelöst hat. Teile Strategien zur Frustrationsregulation mit deinem Kind, z. B. bis 10 zu zählen.
- Versuche herauszufinden, ob dein Kind bei einem Wutanfall deine Nähe oder lieber Abstand braucht. Lass es aber nicht mit seiner Wut alleine.
- Vereinbart gemeinsam Regeln, wie ihr euch in Wut-Situationen verhaltet, z. B. dass keine Gegenstände geworfen werden oder geschrien wird.
Der Zahnwechsel, also der Umbau vom Milchzahn- zum Erwachsenengebiss, dauert in etwa bis zum 11. Lebensjahr. Doch keine Angst, liebe leidgeplagte Eltern, die Wackelzahnpubertät selbst dauert meist nur bis zum 8. Geburtstag. Anschließend folgt eine kurze Phase des Durchatmens, bevor die hormongesteuerte Pubertät mit vollem Karacho Einzug hält.
So herausfordernd die kleinen Wackelzahnkinder auch sind, wenn man sich einmal vor Augen führt, was die Kurzen durchmachen, sind die Gefühlsschwankungen doch nachvollziehbar. Stell dir einmal vor, deine Zähne würden anfangen zu wackeln, irgendwann ausfallen und neue Zähne würden sich durch deinen Kiefer bohren und diesen weiten, sodass alle neuen Zähne Platz haben. Dagegen sind ein paar Wutausbrüche doch ein Klacks, oder?
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Quelle: projuventute.ch, familie.de, eltern.de
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