Ein wichtiger Bestandteil der Kindererziehung ist das richtige Benehmen bei Tisch. Nicht mit vollem Mund sprechen, nicht schlürfen und den Mund beim Kauen geschlossen halten, sind wichtige Regeln, die das gemeinsame Essen für alle angenehmer machen. Doch es gibt auch allerlei Tischregeln für die Kleinsten, die man um des familiären Friedens willen vergessen kann.
Welche Benimmregeln wirklich sinnvoll sind und welche 5 Tischregeln du dir und deinem Nachwuchs ersparen kannst, liest du in diesem Artikel.
Wie Kinder sinnvolle Tischsitten lernen
Jede Familie hat ihre ganz eigene Esskultur. Manche legen viel Wert auf das Beisammensitzen, bei anderen läuft nebenbei der Fernseher. Wichtig zu wissen: Die Erfahrungen in den ersten Lebensjahren eines Kindes sind auch beim Thema Essen sehr prägend.
Babys kommen mit einigen Grundinstinkten auf die Welt. Sie können gut unterscheiden, ob sie hungrig oder satt sind – und was ihnen schmeckt. Diese Fähigkeiten sollten bewahrt werden! Denn sie garantieren ein gesundes Verhältnis zum Essen.
Das klingt leider einfacher, als es ist. Vor allem mit zu strengen Tischregeln in den ersten Lebensjahren können die natürlichen Grundinstinkte gestört werden.
Sei ein Vorbild!
Kinder lernen am besten durch Vorbilder. Zunächst sind das die Eltern, dann auch andere Menschen in ihrem Kindergarten oder in der Schule. Durch diese Vorbilder lernt das Kind, was es essen soll und vor allem: wie. Hierbei nehmen die Kinder viele Dinge eher unterbewusst auf, weniger durch ausformulierte Regeln. Das Kind guckt sich gutes Benehmen, aber auch schlechtes Benehmen ab. Sei dir also bewusst, dass du selbst vorleben solltest, was du von deinem Kind erwartest! Dies solltest du in der Erziehung beachten.
Das bezieht sich nicht nur auf den korrekten Umgang mit Messer und Gabel. Auch das Handy am Tisch kann Kindern einen respektvollen Umgang mit dem Essen verwehren.
Die entscheidendste Tischregel aber lautet womöglich: Abwarten und auf das eigene Kind vertrauen. Denn wenn die Eltern einen guten Umgang mit dem Essen vorleben und dabei die Instinkte des Kindes respektieren, kann wenig schiefgehen.
5 unsinnige Tischregeln
Welche Tischregeln sind nun aber überflüssig? Hier kommen 5 Dinge, die am Tisch für dein Kind einfach nicht sein müssen:
1. Immer aufessen
Diese Regel ist wirklich etwas veraltet. Sinnvoll ist sicherlich, kein Essen zu verschwenden. Hier sollte dem Kind allerdings besser vorher nahegelegt werden, den Teller nicht zu vollzumachen. Wenn sich das Kind – oder ein Elternteil – einmal verschätzt hat, sollte es nicht gezwungen werden, aufzuessen. Denn so könnte das Kind ein ungutes Verhältnis zum Essen entwickeln – im schlimmsten Fall sogar eine Essstörung.
2. Sitzen bleiben, bis alle fertig sind
Bei dieser Tischregel sollte man zwischen Kleinkindern und älteren Kindern unterscheiden. Kinder im Schulalter werden es ohne Probleme schaffen, eine längere Zeit mit am Tisch sitzen zu bleiben. Von kleineren Kindern sollte man diese Disziplin aber nicht erwarten. Wem wäre auch geholfen, wenn die Kleinen dann nörgelnd und unruhig mit am Tisch sitzen? Auch hier bringen sanfte Anleitungen mehr als strenge Verbote. Versuch dem Kind in der Erziehung zu vermitteln, dass es lieber nett fragt, ob es schon aufstehen darf, statt einfach aufzuspringen.
3. Als Baby das Essen nicht anfassen dürfen
Kinder erfahren Essen gern mit allen Sinnen. Der Drang, alles anzufassen, ist dabei angeboren und sollte bei Babys und Kleinkindern nicht unterbunden werden. Nur so lernen sie das Essen richtig kennen. Viele Eltern sind zwar genervt von der Sauerei, die dabei entsteht. Doch vermeiden lässt sie sich leider nicht.
4. Niemals mit dem Essen spielen
Nicht nur das Anfassen, auch das Experimentieren mit dem Essen gehört bis ins Kleinkindalter zur normalen Entwicklung. Keine Sorge: Wenn die Eltern einen respektvollen Umgang mit dem Essen vorleben, wird sich das Kind mit der Zeit von ganz alleine daran anpassen. Solange beim Spielen mit dem Essen nicht allzu viel verschwendet wird, sollte sich das Kind seinem natürlichen Experimentiertrieb hingeben dürfen. (Erfahrungsgemäß eignen sich Buchstabensuppen und Spaghetti zum Quatschmachen besonders gut.)
5. Gesund und ungesund unterscheiden
Was Kindern schmeckt und was nicht, hat einen spannenden Hintergrund: Bereits während der Schwangerschaft lernt das Kind viele Geschmacksrichtungen über das Fruchtwasser kennen. Umso abwechslungsreicher die Ernährung in der Schwangerschaft, umso größer die Wahrscheinlichkeit, dass auch der Geschmackshorizont des Kindes recht breit ist.
Allerdings gibt es auch tieferliegende Faktoren, die den kindlichen Geschmackssinn beeinflussen: So sind süße Dinge in der Natur oft besonders energiereich – was für das Überleben der Babys und Kleinkinder wichtig ist. Daher reagieren sie auf süße Dinge besonders positiv. Sauer und Bitter sind in der Natur hingegen oft Warnsignale. Kinder nehmen diese Geschmacksrichtungen daher instinktiv als Gefahr wahr.
Dein Kind kann also gar nichts dafür, dass es Schokolade mehr liebt als Gemüse. Es kann auch noch nicht einschätzen, was davon gesund ist und was nicht. Statt starrer Regeln und Verbote ist hier eine ausgewogene Ernährung, bei der von allem etwas angeboten wird und kein Bedürfnis zu kurz kommt, der Schlüssel für ein gesundes und glückliches Kind.
Jetzt weißt du, auf welche Tischregeln du in Zukunft getrost verzichten kannst.
Essen ist viel mehr als nur Nahrungsaufnahme!
Essen kann viel mehr sein als das bloße Befriedigen des Hungergefühls. Als Erwachsene sollten wir doch eigentlich wissen, wie viel Freude gutes Essen bereiten kann. Diesen Spaß sollten wir Kindern nicht durch unsinnige Benimmregeln am Esstisch nehmen. Außerdem bewegen wir uns auf der ganzen Welt zwischen vielen verschiedenen Esskulturen. In einigen Ländern wird grundsätzlich mit den Händen gegessen, auf dem Boden gesessen oder viel erzählt. Es gibt also kein absolutes richtig oder falsch beim Essen.
Wie du es mit den Tischregeln in deiner Familie handhabst, bleibt am Ende natürlich dir selbst überlassen. Bereitet das Essen aber der ganzen Familie Freude, führt dies meistens eher zum Erfolg als strenge Regeln und Verbote. Hier lehrt die Erfahrung: Gegen strenge Verbote rebelliert das Kind oder die Dinge werden heimlich gemacht. Und das möchte doch dann wirklich niemand, oder?
An welche (unsinnigen) Tischregeln aus deiner Kindheit kannst du dich noch erinnern?
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Quellen: familie, mamablog, hallo-eltern
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