Den Körper von Kindern beziehungsweise ihr Gewicht zu beurteilen, ist ein heikles Unterfangen. Erwachsene kommen in ihrem Alltag immer wieder mit verletzendem Bodyshaming, also dem Beurteilen und Bewerten des eigenen oder anderer Körper, in Berührung. Dies möchte man Kindern natürlich ersparen! Sollte man also Kinder nicht einfach so sein lassen, wie sie sind? Jein – Denn Übergewicht bereits in jungen Jahren kann ernsthafte gesundheitliche Folgen haben. Und auf diese Gefahr muss unbedingt hingewiesen werden!
Laut Robert Koch Institut ist jedes fünfte Kind im Alter zwischen 11 und 13 Jahren übergewichtig oder adipös, betrachtet man die Kinder und Jugendlichen in Deutschland gesamtheitlich, leidet etwa jedes sechste Kind unter starkem Übergewicht. Bis ins Erwachsenenalter kann kindliche Adipositas gesundheitliche Folgen haben.
Ach, das verwächst sich noch! – Daran erkennst du Übergewicht bei Kindern
Babys, die gesund und kräftig zur Welt kommen, sind ein wahrlich erfreulicher Anblick. Die kleinen pummeligen Herzchen mit ihren kräftigen Gliedmaßen und dem süßen Babyspeck sind einfach nur zum Knuddeln! Doch auch wenn Babys mit etwas mehr auf den Rippen ziemlich niedlich sind, muss man bei älteren Kindern mit ein paar Kilos zu viel dann doch genauer hinschauen. Denn nicht immer ist es der Babyspeck, der sich mit den Jahren noch verwächst.
Um herauszufinden, ob dein Gewicht im Normalbereich liegt, hast du bestimmt auch schon einmal den BMI-Rechner ausprobiert. Dieser sogenannte Body Mass Index gibt das Verhältnis zwischen deiner Größe und deinem Gewicht an. Ein Wert zwischen 18,5 bis 24,9 entspricht beispielsweise einem normalen Gewicht. Doch bei Kindern lässt sich dieser BMI-Rechner nur bedingt anwenden, da vor allem das Alter, aber auch das Geschlecht eine entscheidende Rolle spielen, um vorherzusagen, ob jemand zu viel oder genau richtig viel wiegt.
Kinder, die sich im Wachstum befinden, werden nicht einfach nur größer. Im Laufe der Jahre wandelt sich das Verhältnis von Muskel- und Knochenmasse zur Fettmasse. Und da Muskeln, Knochen und Fett unterschiedlich schwer sind, müssen auch altersbedingte Schwankungen bei der Beurteilung des BMI berücksichtigt werden.
Hier findest du einen BMI-Rechner, der neben Größe und Gewicht auch das Alter und das Geschlecht deines Kindes berücksichtigt.
Das sind die Ursachen für Übergewicht im Kindesalter
Es gibt verschiedene Gründe, warum ein Kind übergewichtig ist. Dies sind die geläufigsten:
- zu wenig Bewegung
- Genetik
- das soziale Umfeld
- eine falsche Ernährung
- Erziehungsverhalten
„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“ – Diesen Spruch kennst du bestimmt. Er besagt, dass die Grundlagen für unser Erwachsenenleben in der Kindheit gelegt werden. Wenn du deinem Kind also eine ausgewogene Ernährung und einen gesunden Lebensstil vermittelst, wird es dieses Verhalten auch im späteren Leben übernehmen. Im Gegenzug übernimmt es jedoch auch negative Aspekte. Und auch wenn die Genetik natürlich durchaus Einfluss auf das Gewicht haben kann, sind es in erster Linie die Ernährung und zu wenig Bewegung, die unsere Kinder am Ende dick machen.
7 Tipps für Eltern übergewichtiger Kinder
Wenn ein Kind mehr Kalorien zu sich nimmt, als es verbrauchen kann, wird es irgendwann dick. Sollte dein Kind bereits zu viele Kilos mit sich herumschleppen, können dir die folgenden Tipps weiterhelfen.
1. Das Selbstbewusstsein stärken
Kinder, die zu dick sind, ziehen sich oft zurück aus Angst vor Hänseleien. Hier bist du gefragt, deinem Kind zu zeigen, dass du es liebst, egal, ob es dick oder dünn ist. Vermittel ihm, dass es keiner bestimmten Norm entsprechen muss, sondern dass es wichtig ist, gesund zu sein.
Nicht jedes adipöse Kind wird auch zwangsläufig ein Opfer von Mobbing. Dennoch solltest du viel mit deinem Kind reden und hinterfragen, wie es sich fühlt und was es in der Schule erlebt. Du kannst dein Kind nicht davor schützen, irgendwann auch negative Erfahrungen wegen seines Körpers zu machen. Wenn ihr es aber schafft, den Blick auf die Gesundheit und nicht allein auf das Äußere zu lenken, wird sich dein Kind besser gegen böse Sprüche zur Wehr setzen können.
2. Bewusstsein für das Übergewicht schaffen
Oftmals ist es den Kleinsten gar nicht bewusst, dass sie übergewichtig sind und welche Folgen dies haben kann. Ein Bewusstsein für den eigenen Körper entwickelt sich meist erst im Vorschulalter. Auch hier bist du in der Pflicht, deinem Kind in Gesprächen oder mit Büchern, Filmen oder Spielen zu vermitteln, was einen gesunden Körper ausmacht. Hierbei solltest du keineswegs mit dem Zeigefinger auf dein Kind zeigen und es als dick betiteln. Schließlich möchtest du ja das (Selbst)bewusstsein deines Kindes stärken und es nicht schwächen.
3. Stellt die Ernährung um
Kinder lieben es zu snacken, zu mümmeln und zu mampfen. Schnell sind Kekse und andere ungesunde Snacks in den Mund gestopft – die Folgen können gravierend sein. Achtet als gesamte Familie darauf, dass ihr eure Ernährung umstellt und euch zukünftig gesund ernährt. Achte zudem auf die Portionsgröße bei den Mahlzeiten. Der Kalorienbedarf sollte nicht überschritten werden. Um deinem Kind nicht die Freude an den Mahlzeiten zu nehmen, solltest du nicht von heute auf morgen alle Gewohnheiten ändern.
Und setze dein Kind nicht auf Diät! Schon für Erwachsene sind Diäten ungesund und bei Kindern können sie zudem ein ungesundes Essverhalten begünstigen.
4. Sorge für ausreichend Bewegung
Montag: Fußball, Dienstag: Leichtathletik, Mittwoch: Schwimmen … Nein, du musst dein Kind nicht in zahlreichen Sportvereinen anmelden. Es sind die kleinen Schritte, die zum großen Ziel führen. Wenn du mit deinem Kind unterwegs bist, nehmt die Treppe anstelle des Aufzuges, geht lieber zu Fuß oder nehmt das Fahrrad, statt mit dem Auto zu fahren.
Wobei ein Sportverein natürlich nicht verkehrt ist. Dort gibt es nicht nur ausreichend Bewegung, sondern noch viele weitere Kinder, die für dein Kind neue Freunde werden können.
5. Gemeinsam wird vieles leichter
Wenn dein Kind sein Übergewicht verlieren soll, musst du als gutes Beispiel vorangehen. Ihr seid als Familie gefragt und müsst nun besonders fest zusammenhalten. Gehe also als gutes Beispiel voran, was die Ernährung und Bewegung angeht. Du kannst von deinem Kind schlecht erwarten, dass es Gemüse knabbert, während du in einen saftigen Burger beißt. Für jedes Familienmitglied kann es nur von Nutzen sein, wenn es ein besseres Verständnis für seinen Körper entwickelt.
6. Erwarte keine Wunder
Bis Kinder übergewichtig werden, dauert es eine gewisse Zeit. Erwarte also nicht, dass dein Kind von heute auf morgen erschlankt und nur noch Reiswaffeln statt Schokolade mag. Körperliche Veränderungen, die auch langfristig wirken sollen, dauern ihre Zeit.
7. Sucht euch Hilfe
Es kommt nicht selten vor, dass die Eltern übergewichtiger Kinder auch mit ihrem Gewicht zu kämpfen haben. Wenn du also nicht genau weißt, wie eine gesunde Ernährung aussieht und wie du deinem Kind helfen kannst, überflüssige Pfunde zu verlieren, suche dir professionelle Hilfe. Kinderarztpraxen sind hier immer eine gute Anlaufstelle.
Wenn Kinder unter Adipositas leiden, ist das für die Betroffenen nicht nur belastend, sondern kann sogar gesundheitlich gefährlich werden.
Das sind die Folgen von Übergewicht in der Kindheit
Nicht selten werden aus übergewichtigen Kinder übergewichtige Erwachsene. Als Folgen des krankhaften Übergewichts sind erwiesen:
- das Auftreten von Typ-2-Diabetes mellitus („Altersdiabetes“)
- Fettstoffwechselstörungen
- Erkrankungen von Herz und Kreislauf (Bluthochdruck, Herzinfarkt)
- Störungen des Hormonhaushalts
- Erkrankungen des Bewegungsapparates (insbesondere Sprung-, Knie- und Hüftgelenke und Rücken)
- Atemnot, bei Bewegung und auch im Liegen
- Leberverfettung und -entzündung sowie Gallensteine
Bei stark übergewichtigen Kindern und Jugendlichen können diese gesundheitlichen Folgen schon vor dem Erwachsenenalter auftreten. Zusätzlich haben Betroffene oft eine eingeschränkte Lebensqualität.
Adipositas bei Kindern muss unbedingt ernst genommen werden. Es ist also durchaus ratsam, wenn du das Gewicht deines Kindes einmal genauer unter die Lupe nimmst.
Quelle: familie.de, t-online.de
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