Sie schlendern über Gehwege, räkeln sich auf Mülltonnen und kriechen durch Türspalten. „So etwas wie momentan haben wir noch nie erlebt“, berichten Schädlingsbekämpfer. Seit der Corona-Pandemie hat eine Rattenplage England im Griff – aber auch immer mehr Wohngebiete in Deutschland sind betroffen.
Corona verursacht rätselhafte Rattenplage
Bislang beschwichtigen die Behörden noch: Eine flächendeckende Zunahme der Ratten sei in Deutschland nicht zu verzeichnen. Anders als in England, wo der Rattenbestand seit Beginn der Corona-Pandemie um 25 Prozent gestiegen ist.
Aber auch hierzulande stellen zahlreiche Kommunen eine beängstigende Entwicklung fest. Denn eigentlich gelten Ratten als scheu – für gewöhnlich treiben sie sich im Verborgenen herum, in Abwasserkanälen und Hinterhöfen. Diese Scheu haben die Ratten während des Corona-Lockdowns abgelegt. Sie zeigen sich immer offener in belebten Wohngebieten, zerwühlen Vorgärten und legen ein aggressives Verhalten an den Tag. „Dass die Ratten tagsüber durch die Gärten spazieren, ist höchst ungewöhnlich“, sagen Experten.
Vor allem Vorstädte betroffen
Und noch eines hat sich mit der Corona-Pandemie geändert: Waren Ratten zuvor eher ein Problem in den Innenstädten großer Metropolen, so verbreiten sie sich nun vor allem in Vorstädten. So auch in Magdeburg, wie der MDR berichtet. „Ratten habe ich hier in all den Jahren noch nie gesehen“, sagt eine Rentnerin aus dem Stadtteil Neustädter See. Doch seit letztem Jahr sei alles anders.
Zwei von drei Schädlingsbekämpfern verzeichnen seit April 2020 eine steigende Zahl an Aufträgen. Es mögen zwar insgesamt nicht mehr Ratten geworden sein, aber sie kommen den Menschen näher.
Vorsichtsmaßnahmen treffen
Die Ursache für die Rattenplage sind vor allem die veränderten Lebensbedingungen im Lockdown. In den Innenstädten sind die meisten Restaurants geschlossen, die Fußgängerzonen sind wie leergefegt. Dadurch entsteht weniger Müll – die Nahrungsquelle der Ratten versiegt. Auf der anderen Seite wird in den Wohngebieten mehr gekocht: Essensreste in überfüllten Mülltonnen und auf Komposthaufen sind eine direkte Einladung für die Ratten. Die senden sogar eigens Suchtrupps aus, wo sich die meisten Leckerbissen finden lassen.
Da Ratten gefährliche Krankheiten übertragen können, rufen die Stadtverwaltungen zu Vorsichtsmaßnahmen auf:
- Kellerfenster verschließen und Schlupflöcher abdichten.
- Keine Enten oder streunenden Katzen füttern.
- Keine Essensreste über die Toilette entsorgen.
- Essensreste nicht auf den Komposthaufen geben.
- Mülltonnen gut verschlossen halten und keine Müllsäcke danebenstellen.
- Sperrmüll nicht offen lagern – Ratten finden dort oft Nistplätze.
- Gesichtete Ratten sofort dem Ordnungsamt oder dem Gesundheitsamt melden (in einigen Städten ist das sogar Pflicht).
Die Rattenplagen in den Vorstädten machen deutlich, wie eng das Leben der Tiere mit dem der Menschen verwoben ist. Während sich manche Tiere über die Abwesenheit der Menschen freuen, ziehen andere den Menschen hinterher – so wie die Ratten. Mit umsichtigem Verhalten kann jeder verhindern, dass dieses unfreiwillige Miteinander zum Problem wird.
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Quelle: mdr
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