Die Welt befindet sich im Ölrausch. Seit 1990 hat sich der Anbau von Palmöl verzehnfacht. In Südostasien bedecken die Plantagen inzwischen eine Fläche, die so groß ist wie Österreich und die Schweiz zusammen. Doch während Indonesien darauf hofft, dass das „grüne Gold“ endlich Wohlstand bringt, wachsen in Europa die Bedenken: Orang-Utan, Sumatra-Tiger, Nebelparder sowie unzählige andere bedrohte Tier- und Pflanzenarten verlieren ihren Lebensraum. Darüber hinaus haben die Plantagen eine CO2-Bilanz, die den gesamten Globus in Mitleidenschaft zieht.
Immer mehr Menschen fragen sich deshalb, in welchen Produkten überhaupt Palmöl steckt. Palmöl ist allerdings nicht gleich Palmöl und die Alternativen sind nicht immer besser, wie dir dieser Artikel erklärt. Die folgende Liste führt daher 10 beliebte Alltagsprodukte auf, die Palmöl enthalten – nicht, um sie an den Pranger zu stellen, sondern um für die Dimension des Themas zu sensibilisieren.
1.) Ariel Flüssigwaschmittel
Das erste Seifenrezept ist 4.500 Jahre alt und beschreibt, wie man aus Pottasche und Fett eine reinigende Lauge kocht. Das Prinzip wirkt noch heute: Bei den meisten Wasch- und Reinigungsmitteln wird für die Herstellung von Tensiden, Glycerin und Emulgatoren Fett benötigt. Nicht nur die großen Waschmittelmarken – wie etwa Persil, Spee oder Frosch – enthalten somit Inhaltsstoffe auf Palmölbasis, auch in Spülmittel und Scheuermilch steckt oft Palmöl.
Bewertung: Procter & Gamble, der Konzern hinter Ariel, versichert, ausschließlich zertifiziertes Palmöl zu verwenden. Greenpeace sieht trotzdem Nachholbedarf, was die Einhaltung von Standards angeht. Außerdem kaufe die Firma lieber Zertifikate auf, statt sich um verantwortungsvolle Lieferanten zu kümmern.
2.) Dove Cremedusche
Palmöl ist Bestandteil nahezu aller Feuchtigkeitscremes, Duschgels und Shampoos. Die Marken Dove, Nivea, Duschdas, Penaten, Axe, Elvital, Schauma und Fructis sind da nur wenige Beispiele. Palmöl liefert nämlich wichtige Vitamine zur Hautregeneration, wirkt rückfettend, hautglättend und antioxidativ und ist zudem geruchsneutral.
Bewertung: Manche Hersteller greifen auf andere Pflanzenfette zurück. Das ist aber nur sinnvoll, wenn diese im eigenen Land produziert wurden. Unilever, das Unternehmen hinter der Marke Dove, verwendet vor allem Palmöl aus Zertifikathandel. Seit einigen Jahren richtet Unilever aber auch eigene Palmplantagen ein, die nachhaltig sind.
3.) IKEA-Kerzen
Bei Stearin-Kerzen macht der Anteil von Palmöl bis zu 45 % aus. Das Problem: Kerzen aus Paraffin enthalten wiederum Erdöl, was auch nicht viel besser ist.
Bewertung: Wer seine Kerzen bei IKEA kauft, kauft mit großer Wahrscheinlichkeit Kerzen aus nachhaltigem Anbau. Greenpeace bemängelt jedoch, dass IKEA nicht veröffentlicht, wer die Zulieferer sind. Bleibt also bloß der Hinweis, dass es durchaus günstige Kerzen aus Biomasse gibt.
4.) Maggi Buchstabensuppe
Palmöl findet man in den meisten Tüten von Maggi, Knorr & Co. Aber nicht nur dort: Egal, ob Tiefkühlpizza oder Puddingpulver – Fertiggerichte ohne Palmfett sind eher die Ausnahme.
Bewertung: Nestlé, das Unternehmen hinter Maggi, setzt auf nachhaltigen Anbau – ein Weg, für den das Unternehmen von Greenpeace mit Einschränkungen gelobt wird. Der beliebte Pizza-Bäcker Dr. Oetker verspricht, bis Ende dieses Jahres Palmöl durch andere Pflanzenfette zu ersetzen. Umweltschützer sehen das jedoch kritisch. Auf Fertigprodukte zu verzichten, wäre wohl die gesündeste und umweltfreundlichste Lösung.
5.) Kölln Knusper-Müsli
Heutzutage mögen viele ihr Müsli süß und knusprig. Dieser Effekt ist aber nur selten ohne den Zusatz von Palmfett zu haben. Derzeit besitzt Müsli einen durchschnittlichen Palmölanteil von 11 %.
Bewertung: Während sich die Firma Kölln selbst strenge Standards zur Nachhaltigkeit auferlegt hat, stehen andere Zerealien-Produzenten wie Kellogg’s in der Kritik, auf diesem Gebiet viel zu wenig zu tun.
6.) Rama Margarine
„Rama – Der blutige Aufstrich von Unilever“, titelte vor einigen Jahren die Organisation „Rettet den Regenwald“. Grund war die gewaltsame Zerstörung eines Urwalddorfes durch den Rama-Lieferanten Wilmar. Rama ist jedoch nur eine von vielen Margarinen, die Palmfett enthalten. Becel, Lätta oder Sanella sind andere bekannte Vertreter. Würde man sämtliche Produkte mit dem Pflanzenaufstrich in einen Topf werfen, wäre der zu 21 % mit Palmöl gefüllt. Margarine steht damit auf Platz 2 der Produkte mit dem größten Palmöl-Verbrauch.
Bewertung: Rama, Becel, Lätta und Sanella gehören – wie Dove – zu Unilever. Deli Reform verwendet immerhin zertifiziertes Palmöl. Die günstigen Eigenmarken von Rewe und EDEKA verzichten auf Palmöl, greifen stattdessen allerdings auf gehärtete bzw. tierische Fette zurück. Die Wahl fällt also nicht leicht.
7.) Milka Schokolade
Schokolade besteht aus Kakao, Zucker und Fett. Da verwundert es nicht, dass sie zu 12 % aus Palmöl besteht. Egal, ob Milka, Toffifee, Mars oder Prinzenrolle – in vielen Schoko-Naschereien steckt das Öl der Palme. Aber nicht in allen: Ritter Sport verwendet es zum Beispiel nur für wenige Sorten. Ein Blick auf die Zutatenliste lohnt sich also.
Bewertung: Milka-Produzent Mondelēz International wird vom WWF als zwiespältig eingestuft. Einerseits sei der Konzern Mitglied der RSPO, einer Organisation, die sich für schonenden Palmölanbau einsetzt. Andererseits bleibe sein Engagement bislang ein Lippenbekenntnis.
8.) Landliebe Vanilleeis
Speiseeis wird ebenfalls häufig Palmöl beigemengt, da es billiger ist als Sahne. Landliebe, Langnese, Mövenpick, Häagen-Dazs und andere Marken setzen in vielen Sorten auf das cremige Fett der Palme. Auf diesem Weg nehmen die Deutschen jährlich fast 63.000 Tonnen Palmöl zu sich.
Bewertung: Landliebe gehört zum Milch-Riesen FrieslandCampina. Der will ab 2019 ein nachhaltiges Molkerei-Sortiment auf den Markt bringen – zum Einsatz von Palmöl verweigert er die Aussage.
9.) Bio-Diesel
Platz 1 der Produkte mit dem größten Palmöl-Verbrauch nimmt der Treibstoff ein. Und zwar mit Abstand: Satte 41 % des gesamten Palmöls landen im Tank. Ursprünglich hatte die EU vor, das Klima zu schonen, als sie anordnete, jedem Liter Diesel 7 % Pflanzenöl beizumengen. Inzwischen brennen Regenwälder und Torflandschaften.
Bewertung: Noch besteht der pflanzliche Dieselzusatz vor allem aus Raps. Weil Diesel jedoch der wichtigste Treibstoff auf den deutschen Straßen ist, ist der Palmölverbrauch trotzdem immens. Immerhin sind die Vorgaben der EU-Behörden sehr streng, sodass das Palmöl im Tank garantiert „bio“ ist.
10.) Nutella
Zum Schluss hat dieser Schokoaufstrich noch eine gesonderte Erwähnung verdient. Denn spätestens seit die französische Umweltministerin Ségolène Royale zu einem Nutella-Boykott aufrief, ist Nutella zum prominentesten „Palmölsünder“ geworden. Nichtsdestotrotz hält Nutella unverrückbar an Palmöl fest.
Bewertung: Bereits seit 2013 bezieht Nutella-Hersteller Ferrero Palmöl zu 100 % aus nachhaltigem Anbau. In einer Studie von Greenpeace glänzte der Konzern mit der Bestnote, auch der WWF lobt sein Engagement. Anderen geht das nicht weit genug. Sie fordern einen grundsätzlichen Verzicht auf überseeisches Palmöl, so wie es einige Bio-Marken wie Rapunzel vormachen.
Palmöl einfach nur zu verteufeln, wird angesichts der Vielzahl der Palmölprodukte schwerfallen. Gleichzeitig wäre es aber auch verkehrt, fatalistisch die Segel zu streichen. Denn die Bemühungen einiger Konzerne zeigen, dass die Wachsamkeit der Konsumenten etwas bewegen kann. Sicherlich ist es noch ein weiter Weg, bis die Regenwälder Südostasiens wieder zur Ruhe kommen. Möglicherweise zeichnet sich aber ein Umdenken ab.