Eine Schürfwunde nach einem Sturz, ein Schnitt mit dem Messer oder ein tiefer Kratzer bei der Gartenarbeit – im Alltag kommt es immer wieder zu kleineren Verletzungen. Um eine ideale Wundheilung zu gewährleisten, müssen die Wunden richtig versorgt werden. Rund um dieses Thema kursieren jedoch einige Mythen und Ratschläge, die mehr schaden als nutzen.
Wahr oder falsch? Es ist höchste Zeit, 8 weitverbreitete Mythen zum Thema Wundheilung auf den Prüfstand zu stellen.
1. Mythos: „An der frischen Luft heilen Wunden am besten.“
Dieser Mythos hält sich seit Generationen hartnäckig. Oberstes Gebot der Wundversorgung ist es, die Wunde so sauber, keimfrei und geschützt wie möglich zu halten. Nach dem Reinigen der Wunde sollte deshalb in den meisten Fällen ein Pflaster auf den verletzten Bereich geklebt werden. Kleine Verletzungen können aber durchaus an der frischen Luft heilen, vor allem, wenn die Anbringung eines Pflasters an der verletzten Stelle ungünstig ist.
Wunden an den Händen und Wunden, an denen Kleidung reibt, sollten allerdings immer durch ein Pflaster geschützt werden. Bakterien und Schmutz können dadurch nicht so leicht eindringen. Außerdem polstert das Pflaster die Wunde und schützt sie vor schmerzhafter Reibung, Druck und anderen äußeren Einflüssen.
2. Mythos: „Pflaster sind eine mögliche Brutstätte für Keime.“
Ganz im Gegenteil – mit dem richtigen Pflaster schützt du die vorher gereinigte Wunde vor einer erneuten Verschmutzung durch Keime und Bakterien und beugst einer Infektion vor. Insbesondere moderne Pflaster mit Silberwundauflage wirken nachweislich gegen verschiedene Bakterien und haben damit einen heilungsfördernden Effekt. Achte nur darauf, das Pflaster regelmäßig zu wechseln. Um die Wundheilung zu beschleunigen, kannst du außerdem eine spezielle Wundheilsalbe auftragen.
3. Mythos: „Die Wunde ablecken oder drüberpinkeln – das desinfiziert.“
Auch hierbei handelt es sich um einen Irrglauben. Wer sich unterwegs verletzt und Wasser dabeihat, sollte dieses lieber zur ersten Wundversorgung nutzen. Sowohl im Urin als auch im Speichel können sich Erreger befinden, welche das Entzündungsrisiko erhöhen. Alkohol und Meerwasser sind bei der Reinigung und Desinfektion der Wunde ebenfalls keine gute Wahl. Am besten packst du dir vor jedem Ausflug ein kleines Notfallset mit verschiedenen Pflastern, Desinfektionsmittel und einer Wundheilsalbe ein. So bist du für alle Eventualitäten bestens ausgestattet.
4. Mythos: „Wenn die Wunde juckt, heilt sie.“
Während des Heilungsprozesses ist es nicht ungewöhnlich, dass die Wunde juckt. Aufmerksam solltest du werden, wenn sich die Wunde rötet, zu pochen beginnt oder weißliches Sekret absondert. Das sind nämlich Hinweise auf eine Infektion. In diesem Fall sollte die Wunde von einem Arzt kontrolliert und entsprechend versorgt werden.
5. Mythos: „Der Schorf muss von selbst abfallen, sonst gibt es Narben.“
Auch dieser Mythos entspricht der Wahrheit. Wird der Wundschorf nämlich von der Wunde gekratzt, kann die nachgewachsene Haut einreißen und ungleichmäßig wieder zusammenwachsen. Hierbei kann eine Narbe entstehen. Um Narben vorzubeugen, sollte die Wunde stets ruhig und mithilfe einer Creme feucht gehalten werden.
Bewegungen, direkter Kontakt mit Wasser oder Seife, Stöße und das Reiben von Kleidung können die Wundheilung stören und die Narbenbildung begünstigen. Außerdem sollte eine frisch verheilte Wunde unbedingt vor der Sonne geschützt werden. Die neue Haut ist empfindlich und hat keinen Eigenschutz gegen UV-Strahlung.
6. Mythos: „Je tiefer die Wunde, desto größer der Schmerz.“
Viele Menschen vermuten, eine Wunde schmerze umso mehr, je tiefer sie sei. Oft ist aber genau das Gegenteil der Fall. Direkt unter der obersten Hautschicht befinden sich nämlich besonders viele Nervenfasern. Dadurch verursachen oberflächliche Schürf- oder Brandwunden stärkere Schmerzen als Stich- oder Schnittverletzungen.
Wichtig: Stark blutende, tiefe Stich- und Schnittverletzungen sollten unbedingt ärztlich versorgt werden.
7. Mythos: „Kleine Wunden müssen nicht versorgt werden.“
Selbst der kleinste Nadelstich bietet Bakterien eine riesige Eintrittsöffnung in unseren Körper. Daher gilt, dass jede Wunde bestmöglich versorgt werden sollte – egal, wie klein sie ist. Nur so kannst du Entzündungen vermeiden und einen optimalen Heilungsprozess gewährleisten.
8. Mythos: „Schlecht heilende Wunden können auf ernsthafte Erkrankungen hinweisen.“
Stimmt. Schlecht heilende oder hartnäckige Wunden können beispielsweise ein typisches Symptom bei Diabetes mellitus sein oder auf ein beeinträchtigtes Immunsystem und Durchblutungsstörungen hinweisen. Sollte die Wundheilung ungewöhnlich lange dauern, verständigst du besser einen Arzt.
Grundsätzlich gilt es natürlich auch, einen Arzt aufzusuchen, wenn du dir bei der Versorgung einer Wunde generell nicht sicher bist. Bei größeren Wunden solltest du außerdem überprüfen, ob deine Tetanusimpfung aufgefrischt werden muss. Kennst du weitere Mythen rund um das Thema Wundheilung?
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Quellen: t-online, hansaplast
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