In der Bahn oder im Bus sitzen Männer oft so breitbeinig da, dass sie den Raum für zwei bis drei Plätze einnehmen. „Manspreading“ nennt man das. Was steckt hinter dem Phänomen und was passiert eigentlich, wenn Männer mit geschlossenen Beinen sitzen?
Was passiert, wenn Männer nicht breitbeinig sitzen?
In einigen Metropolen – wie New York, Istanbul oder Madrid – ist es bereits verboten: das breitbeinige Sitzen in öffentlichen Verkehrsmitteln. In San Francisco kostet es sogar bis zu 500 Dollar Bußgeld.
Aber können Männer überhaupt etwas dafür, dass sie so breitbeinig sitzen? Ist das sogenannte Manspreading-Verbot gar eine Diskriminierung von Männern?
Um diese Frage zu klären, ist es gut, einmal zu prüfen, was genau passiert, wenn Männer ihre Beine beim Sitzen geschlossen halten.
1. Die Hoden erhitzen sich
Um die Spermienqualität zu wahren, sollte die Temperatur der Hoden stets etwas unterhalb der übrigen Körpertemperatur liegen. Beim Sitzen mit geschlossenen Beinen steigt die Temperatur in den Hoden leicht an.
Doch gibt es Entwarnung: Alexander Bachmann, Chefarzt für Urologie an der Uni-Klinik Basel, stellt klar, dass sich die Hoden „selbst nach tagelangem Sitzen mit geschlossenen Beinen nicht überhitzen.“ Sitzheizungen im Auto oder ein warmer Laptop auf dem Schoss seien da für die Samenproduktion viel problematischer.
2. Das Sitzen fühlt sich komisch an
Auf die Frage, warum Männer so häufig breitbeinig dasitzen, hört man meist die Antwort: „Weil es bequemer ist.“ Noch weiter geht der Publizist Frederik Jötten in einem Spiegel-Artikel von 2012, der das Sitzen mit geschlossenen Beinen bei Männern gar als unmöglich bezeichnet: „Wir haben Hoden! Wir können deshalb nicht mit derart geschlossenen Beinen sitzen.“
Dem widerspricht allerdings, dass es zahlreiche Männer gibt, die durchaus mit geschlossenen Beinen sitzen. Anatomische Abweichungen lassen sich hierbei nicht feststellen. Selbst bei sehr breiten Oberschenkeln finden die im Hodensack frei beweglichen Testikel immer einen Weg, nicht eingequetscht zu werden – zumal, wenn man die Beine bereits vor dem Hinsetzen schließt.
Die Wahrheit liegt also vielmehr in der Macht der Gewohnheit: Breitbeiniges Sitzen gilt in vielen Kulturen als besonders männlich und wird von den Jungs – teils unbewusst – bereits in frühen Jahren kopiert. Diese Gewohnheit später wieder abzulegen, kann sich tatsächlich unbequem anfühlen, da die Testikel weniger Platz als sonst haben, der Hodensack zu schwitzen beginnt und auch die Hüftgelenke in ihre vertraute Sitzposition zurückwollen.
3. Mann wirkt weniger dominant
Breitbeiniges Sitzen ist auch ein Signal an die Außenwelt: „Ich bin selbstbewusst. Ich bin durchsetzungsstark. Der Raum gehört mir. Ich bin ein Alphatier.“
Studien belegen, dass weit geöffnete Beine bei Männern von vielen Menschen tatsächlich als Zeichen der Dominanz gedeutet werden. Manche Frauen empfinden das als attraktiv – während andere Frauen eher zurückhaltende Männer bevorzugen.
4. Andere haben mehr Platz
Ganz gleich, welche Vorlieben Frau hat: In vollen Bussen und Bahnen wird die männliche Breitbeinigkeit allgemein als egoistisch wahrgenommen. Denn wer hier breitbeinig dasitzt, überschreitet schnell die Distanzzone zu seinen Sitznachbarn und zwingt diese, sich selbst kleiner zu machen oder unbequeme Körperhaltungen einzunehmen.
Männer, die zumindest für die Dauer einer Bus- oder Bahnfahrt die Beine schließen, sammeln hier eindeutig Sympathiepunkte. Dabei dürfen die Männer ihre Beine sogar so breit stellen, wie ihre Schultern sind – das würde bereits genügen.
Bei Lichte betrachtet, spricht also gegen das Sitzen mit geschlossenen Beinen relativ wenig: Es ist für die Hoden etwas wärmer, für manch einen vielleicht ungewohnt und in der Körpersprache weniger „alpha“. Gerade in voll besetzten öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Sitzen mit geschlossenen Beinen jedoch schlicht ein Zeichen des Respekts.
Und Rücksicht steht schließlich jedem gut!
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Quelle: scitec-media
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