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Jugendsprache: Darum verstehen Erwachsene junge Leute nicht

Erwachsene schütteln oft den Kopf über die Ausdrucksweise junger Leute. Warum Jugendsprache jedoch für die Entwicklung der Heranwachsenden so wichtig ist, erfährst du hier.

Jugendliche sitzen auf einer Mauer
© stock.adobe.com - anatoliycherkas

Was dieser Teenie mit dem 3D-Drucker druckt, ist irre!

So jung und schon so ein großes Herz!

Welche Funktion hat die Jugendsprache?
Ein Gruppe von Mädchen
Jugendliche einer Gruppe nutzen meist die gleiche Jugendsprache. Foto: IMAGO / ZUMA Press Wire

Jetzt weißt du schon, wie Jugendsprache entsteht. Doch welche Funktion hat sie eigentlich? Und wieso taucht sie in jeder Generation erneut auf?

1. Abgrenzung

Die Funktion der Abgrenzung wurde oben schon kurz erläutert. Junge Menschen wollen sich von anderen sozialen Gruppen, wie beispielsweise den eigenen Eltern oder Lehrern, abgrenzen.

Jugendliche sind weder Fisch noch Fahrrad: Sie sind alt genug, um Verantwortung für ihr Handeln zu übernehmen und Aufgaben sowie Pflichten zu erfüllen, aber noch zu jung, um frei Entscheidungen zu treffen. Sie müssen sich stets mehreren Autoritätspersonen fügen und dies sorgt mitunter für jede Menge Frust.

Dem Drang nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit verleihen sie mit ihrer ganz eigenen Sprache Ausdruck.

2. Identifikation

Vier Jungs sitzen auf der Couch und spielen ein Videospiel
Jugendliche mit gleichen Interessen nutzen meist eine ähnliche Jugendsprache. Foto: IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Jetzt sollte man Jugendliche natürlich nicht alle über einen Kamm scheren. Innerhalb der jungen Generation gibt es zahlreiche Gruppierungen. Mit einer gemeinsamen Sprache erhalten die Jugendlichen innerhalb dieser Gruppierungen ein Gefühl von Zugehörigkeit. Jugendsprache ist ein lebendiger Ausdruck der Identität und der Gemeinschaftszugehörigkeit der jungen Generation.

3. Kreativität

Das Kreieren neuer Wörter und die Abwandlung bestehender Wörter sind ein fester Bestandteil der Jugendsprache. Und bei manchen Kreationen der Jugendsprache muss man wirklich schmunzeln. So steht eine „Bambusleitung“ beispielsweise für eine schlechte Internetverbindung und ein „Hopfensmoothie“ für ein Bier.

4. Sprachökonomie

Man könnte es Faulheit nennen, oder eben auch Sprachökonomie. Junge Menschen lassen häufig Wörter in ihren Sätzen weg („Ich geh Mittag.“ anstelle von „Ich gehe Mittag essen.“), um ihre Sprache zu vereinfachen und Zeit zu sparen.

Wann legen Teenager die Jugendsprache wieder ab?

Vater hält sich die Ohren zu, während sein Sohn auf dem Bett sitzt und zockt
Keine Sorge – ab einem gewissen Alter legen Teenager die Jugendsprache wieder ab. Foto: stock.adobe.com – Robert Kneschke

Meist nutzen junge Leute im Alter zwischen 15 und 19 Jahren die Jugendsprache. In dieser Zeit befinden sie sich in festen sozialen Gruppen (Freundeskreis, Vereine, Hobbys …), in denen sie sich mit anderen Jugendlichen identifizieren.

Jugendsprache erfüllt in der Pubertät eine wichtige Rolle: Sie verbindet! Ein gemeinsamer Wortschatz sorgt unter Jugendlichen für das schöne Gefühl, dazuzugehören. Und gerade in diesem schwierigen Alter ist dies enorm wichtig. Sobald das Hormonwirrwarr sich wieder entknäuelt hat, legen die meisten Jugendlichen die Jugendsprache auch wieder ab.

Jugendsprache hat zu Unrecht einen schlechten Ruf. Sicherlich sind Ausdrücke wie Digga und Alter für das Sprachverständnis zunehmend störend, doch gerade die kreativen und witzigen neuen Wörter zeigen, dass Jugendliche die Welt wach, inspiriert und aktiv wahrnehmen. 

Wenn du dennoch am Essenstisch eine gepflegtere Konversation bevorzugst, solltet ihr als Familie folgende Kommunikations-Richtlinien beschließen:

  1. Es werden keine verletzenden oder kränkenden Ausdrücke verwendet.
  2. Der Umgangston ist stets respektvoll und höflich.
  3. Es werden nur Wörter benutzt, deren Bedeutung auch bekannt ist.

Das war – zugegeben – ein langer Text. Solltest du es bis hier geschafft haben, lass dir als Dank gesagt sein: „Ich küsse deine Augen.“

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Quelle: t-online.de
Vorschaubilder: ©stock.adobe.com – anatoliycherkas ©IMAGO / Arnulf Hettrich