Bist du im Alter finanziell abgesichert? Es ist kein Geheimnis, dass sich vor allem Frauen Gedanken über Altersarmut machen müssen. Das hat zum einen mit dem immer noch häufig bestehenden Gender Pay Gap zu tun, aber auch damit, dass sich – meistens –Frauen um die Kinder kümmern und unter Umständen weniger in die Rentenkasse einzahlen. In der sogenannten FIRE-Bewegung wollen Menschen nicht nur für ihr Alter vorsorgen, sondern so früh wie möglich in Rente gehen. Wir verraten dir, was genau hinter der Abkürzung steckt und wieso die Bewegung gerade für Frauen interessant sein kann.
FIRE-Bewegung: Das steckt hinter dem Lifestyle-Trend
Die Abkürzung „FIRE“ steht für „Financially Independent, Retire Early“ und bedeutet auf Deutsch etwa „Finanziell unabhängig, früh in Rente gehen“. Das bedeutet, dass man so viel Geld anspart bzw. anlegt, dass man wesentlich früher als im üblichen Rentenalter aus der Arbeitswelt austreten kann. Bereits in den Neunzigerjahren wurde die Bewegung gegründet, als das Buch „Your Money Or Your Life“ 🛒, auf Deutsch „Dein Geld oder dein Leben“ von Vicki Robin und Joe Dominguez erschien. Nach der Finanzkrise im Jahr 2008 bekamen ihre Ideen wieder Aufschwung. Doch wie genau funktioniert es, von seinen Ersparnissen zu leben?
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Das Ziel vieler Menschen, die sich der FIRE-Bewegung zugehörig fühlen, heißt: finanzielle Unabhängigkeit ab 40 Jahren. Das bedeutet, sie können ohne Einkommen und trotz fehlender Rentenzahlung – diese beginnt erst mit Renteneintrittsalter – ihren Lebensstandard bestreiten. Der Grund der Anhängerinnen der Bewegung ist häufig: Zeit. „Ich will Zeit haben für die Dinge, die mir wichtig sind. Ich habe so viele Ideen, für die mir einfach die Zeit zur Umsetzung fehlt“, beschreibt Valentina vom Podcast Minimal Frugal. Das bedeutet, dass die meisten Menschen nicht wirklich in Rente gehen, sondern sich vielmehr selbst verwirklichen. Sei es durch kreative Projekte, die nicht viel Geld einbringen oder ortsunabhängiges Arbeiten, um mehr Reisen zu können.
Diesen Wunsch haben sicherlich viele, denn man ehrlich: Im Alter haben wir vielleicht das Geld, aber oft nicht mehr die Kraft auf Reisen zu gehen.
So funktioniert „Financially Independent, Retire Early“
Das klingt in der Theorie vor allem für viele kreative Menschen schön, aber wie genau kann man das in die Praxis umsetzen? Hier kommt die sogenannte 4-Prozent-Regel ins Spiel. Diese besagt, dass sobald man sein Sparziel erreicht hat, es möglich ist, 4 Prozent des Geldes pro Jahr zu entnehmen, ohne dass die Summe sich verringern wird. Sofern man in ETFs oder Aktien investiert. Denn diese vermehren das Geld, sodass die 4 Prozent wieder ausgeglichen werden. Das Geld „arbeitet“ also für dich.
Je nachdem, wie viel Geld du im Jahr während deiner „Frührente“ ausgeben willst, musst du eine andere Summe angespart haben. Bei 20.000 Euro sind das etwa 500.000 Euro, bei 50.000 Euro schon 1,25 Millionen, wenn man von einer jährlichen Rendite von 6,52 Prozent ausgeht. Beim ersten Beispiel bräuchtest du etwa 30 Jahre, wenn du monatlich 500 Euro zurücklegst. Wer schon früh anfängt mit dem Sparen, der kann durchaus mit 40 Jahren in Rente gehen. Doch realistisch ist das nur bei wenigen Menschen. Wer hat schon mit 20 Jahren 500 Euro im Monat übrig, die er beiseitelegen kann?
Die 4-Prozent-Regel lässt sich also hauptsächlich auf Gutverdiener und sehr sparsame Menschen anwenden. Doch besonders für Frauen könnte ein sogenannter frugalistischer Lebensstil interessant sein. Das bedeutet, dass man sehr sparsam lebt und jeden noch so kleinen Betrag investiert.
Wieso ist Frugalismus beliebt bei Frauen?
„Beim Frugalismus geht es für mich darum, die eigenen Ausgaben zu hinterfragen, Unnötiges zu streichen und trotzdem ein gutes Leben zu führen“, erklärt Valentina ihre Beweggründe. Es gehe laut ihr nicht nur um das Ziel der finanziellen Unabhängigkeit, sondern auch darum, sich als Frau mit der eigenen Altersvorsorge zu beschäftigen. Statistisch gesehen bekommen Frauen 35 Prozent weniger Rente und haben ein 5-prozentig höheres Risiko Altersarmut zu erleben als Männer. Aus diesem Grund investieren immer mehr Frauen in ETFs oder Aktien, um ihre Rente aufstocken zu können.
Prinzipiell hört sich das ja alles schön an, kann aber im Alltag nur selten so umgesetzt werden. Hast du einen Plan für deine Altersvorsorge oder ist das FIRE-Modell vielleicht eine Möglichkeit für dich?
Quellen: desired, destatis
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Wichtig: Dieser Artikel beschäftigt sich theoretisch mit dem FIRE-Modell und ist in keinem Fall eine Finanzberatung. Wende dich für eine individuelle Auskunft an Experten.