„Jeder glaubt, dass der eigene Furz wie ein Veilchenstrauß riecht“, frotzelte einst Dieter Bohlen und sprach damit eine alte Wahrheit aus: Eigene Pupse stinken nicht. Was aber, wenn es sogar gesund wäre, eigene Fürze zu riechen? Ein Medizinprofessor stellt klar, was es mit dieser kuriosen Meldung auf sich hat.
Ist Fürze einatmen gesund?
Morgens erst einmal kräftig einen fahren gelassen, dann Decke hoch und tief inhaliert. Weil es vom Arzt verordnet wurde!
So oder so ähnlich könnte man sich das Szenario vorstellen. Denn von der renommierten Zeitung The Guardian über den Fernsehsender Sat.1 bis zum Magazin InStyle kursiert die Nachricht, dass das Riechen am eigenen Pups gesund sei. Sogar Krebs sollen die stinkenden Ausdünstungen heilen!
Die Meldungen beziehen sich dabei auf eine Studie der Universität Exeter (England), welche in einer Fachzeitschrift der Royal Society of Chemistry veröffentlicht wurde. Nicht gerade der Ort für Aprilscherze.
Was ist also dran an der Nachricht? Kann man sich „gesundpupsen“? Sind manche Menschen gesünder als andere, weil sie heimlich ihre eigenen Fürze riechen? Leben Bohnenesser am längsten?
Bevor diese Fragen beantwortet werden, sollte jedoch erst einmal geklärt werden, was es mit den Pupsen auf sich hat.
Warum stinken Pupse?
Pupsen ist ganz normal. Jeder tut es. Die Darmwinde zeigen an, dass die Verdauung richtig funktioniert. Allerdings sind die meisten Gase, die bei der Verdauung entstehen, geruchlos. Pupse beginnen erst zu stinken, wenn die Bakterien im Dickdarm besonders viele ballaststoff- und schwefelhaltige Nahrungsmittel zerlegen müssen. Dazu zählen:
- Vollkornprodukte
- Haferflocken
- Hülsenfrüchte
- Kohl
- Zwiebeln
- Fleisch
- Eier
- Milch
Werden diese Nahrungsmittel verdaut, entsteht Schwefelwasserstoff (H2S) – ein Gas, das den typischen Geruch nach faulen Eiern verbreitet.
Eigene Fürze riechen: Warum stinken die weniger eklig als andere?
Gestank ist zunächst einmal ein natürliches Warnsignal. Alles, was stinkt, könnte ein potenzieller Herd für Krankheitserreger sein. Also sollten wir es meiden.
Nun darf man aber auch nicht allzu viel ekelhaft finden, sonst hätte die Menschheit ein Problem. Darum hat es die Natur so eingerichtet, dass zum Beispiel Eltern die Windeln ihrer eigenen Babys weniger eklig finden als die von anderen. Ganz ähnlich ist es auch mit den eigenen Fürzen: Sie gehören zu uns, also ist der Ekelreflex gehemmt.
Hinzu kommt, dass die Nase vom eigenen Pups nicht überrascht wird: Man merkt ja, wenn man furzen muss. Außerdem sind dem Körper die eigenen Gerüche bereits vertraut, bevor sie die Nase erreichen. Denn überall im Körper befinden sich Geschmacks- und Geruchsrezeptoren – auch im Darm.
Ist es gesund, an den eigenen Fürzen zu riechen?
Nun wieder zur Ausgangsfrage: Ist es tatsächlich so, dass das Riechen am eigenen Pups Krankheiten heilen kann? Leben Bohnenesser wirklich am längsten? Sind kräftig stinkende Fürze gesünder als geruchlose?
Leider nein. Wie Professor Csaba Szabo von der Universität Texas (USA) betont, ist die Studie aus Exeter zwar ernst zu nehmen. Sie könne sogar ein Meilenstein für die Therapie zahlreicher Krankheiten sein. Die Studie habe allerdings nichts mit Pupsen zu tun, sondern lediglich mit dem Einfluss von Schwefelwasserstoff (H2S) auf die Regeneration erkrankter Zellen:
„Schwefelwasserstoff reguliert die Gefäßfunktion, Entzündungsreaktionen, Neurotransmitter im Gehirn, viele verschiedene Dinge – inklusive Krebszellen.“
Das Gas, das unsere Fürze stinken lässt, kann in der Medizin also auch zu etwas Positivem eingesetzt werden. In der besagten Studie wurde der Schwefelwasserstoff allerdings nicht über Pupse eingeatmet, sondern im Labor hergestellt und in ganz geringen Dosen an Zellen in einer Petrischale verabreicht.
„Nirgendwo in der Studie steht, dass die Leute ihre Fürze einatmen sollen“, sagt Szabo.
Fazit: In den Medien wurde ein winziges Detail einer Studie gehörig „aufgebläht“. Die eigentliche Aussage der Wissenschaftler wurde dabei entstellt. Die Nachricht ist kurios, aber falsch.
Pupse einzuatmen heilt also bedauerlicherweise doch keine Krankheiten. Schade eigentlich: Man hätte in der Öffentlichkeit wahrscheinlich viel ungezwungener pupsen können.
Warum du vor deinem Partner aber auf jeden Fall viel häufiger pupsen solltest, zeigt dir dieser Beitrag:
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Quellen: nbcnews, youtube/maiLab
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