Die einen schwimmen extra weit raus, andere genieren sich überhaupt nicht und gehen nur gerade so weit hinein, dass ihre Badehose bedeckt ist. Doch sie alle vereint eines: Der erleichterte Gesichtsausdruck, sobald sich die Blase entleeren darf.
Klammheimlich in den See gepinkelt – das hat wohl so ziemlich jeder schon einmal. (Auch wenn er oder sie es nicht gerne zugibt.) Es ist schließlich zu einfach, sich in den Weiten eines Badesees zu erleichtern. Und einfacher als sich an einem besucherreichen Sonntag ein einsames Plätzchen im Wald oder auf einer Wiese zu suchen, ist es allemal. Nur: Ist das Ganze wirklich vollkommen unbedenklich? Oder schaden wir damit insgeheim dem Gewässer und riskieren gar ein Bußgeld fürs Wildpinkeln?
Das passiert, wenn du in den See pinkelst
Gerade in Jahren mit hohem Badeaufkommen, wenn viele Badegäste über einen längeren Zeitraum im See bleiben, nimmt das Algenwachstum nachweislich zu. Dies passiert weder zufällig noch liegt es allein an den erhöhten Temperaturen. Schuld daran sind all jene, die ihre Blase im See entleeren. Ja, wenn ein See übermäßig viele Algen aufweist, dann kann es sein, dass das an allzu vielen Wildpinklern liegt. Algen ernähren sich nämlich von dem in unserem Urin enthaltenen Harnstoff.
Urin besteht zu 95 Prozent aus Wasser. Die restlichen Inhaltsstoffe sind Spurenelemente wie Natrium, Chloride und Kalium. All diese Stoffe sind für einen See vollkommen unproblematisch. Bleibt der besagte Harnstoff, der in Seen zu einem regelrechten Pflanzendünger werden kann. Damit er zu einem solchen wird, ist das Verhältnis von Urinmenge und der Größe des Sees entscheidend.
Sprich: Je größer der See, desto harmloser ist der Urin im Wasser. Bei kleinen Badeseen hingegen ist der Beitrag des Algenwachstums durch Urin nicht unerheblich. Die Kombination aus Urin und Hitze ist für kleine Seen dann besonders fatal. Im schlimmsten Fall kann das Wasser im Badesee sogar kippen – in einem solchen Fall ist er voller Algen und du solltest nicht in ihm schwimmen.
Des einen Freud ist des anderen Leid
Nun mag man noch argumentieren können, dass Algen ja harmlos und ungefährlich sind (ausgenommen davon sind Blaualgen). Dennoch trüben sie für viele das Badeerlebnis, da sie als nervig, eklig und einfach unschön empfunden werden. Durch den Urin nimmt aber außerdem auch die Keimmenge im Seewasser zu. Gerade in sehr kleinen Seen kann das Verschlucken von Wasser dann gesundheitsschädlich werden.
Für Angler hat das menschliche Seegepinkele hingegen einen entscheidenden Vorteil. Denn nicht nur Algen, sondern auch Fischpopulationen können durch den vom Urin erhöhten Nährstoffgehalt schneller wachsen.
Bußgeld fürs Wildpinkeln
Theoretisch kann es auch zu einem Bußgeld kommen, wenn dich jemand dabei erwischt, wie du in den See pinkelst. Das In-den-See-Urinieren fällt nämlich unter das sogenannte „Wildpinkeln“. Das Bußgeld für solches kann jede Gemeinde oder Stadt selbst festlegen, Geldsanktionen liegen je nach Region zwischen 35 und 5.000 Euro. Logischerweise ist es extrem unwahrscheinlich, dass dich jemand beim Wildpinkeln im See erwischt. Dennoch gilt aufgrund der Faktenlage: Egal wie ein See nun beschaffen ist, deinen Harndrang solltest du lieber unterdrücken.
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Im Meer zu urinieren, ist hingegen vollkommen in Ordnung. Im Vergleich zu den gigantischen Wassermengen der Ozeane ist die Menge Harnstoff, die mit einer Blasenentleerung in die Meere gelangt, minimal. Wenn Wale täglich bis zu 950 Liter Urin ins Meerwasser ablassen, dann macht dein Pinkeln wohl nicht mehr allzu viel aus. Eine Ausnahme ist es, wenn du dich in einem Korallenriff befindest. Korallenriffe reagieren nämlich äußerst sensibel auf Urin-Einträge.
Quelle: travelbook
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