Es gibt viele verschiedene Erziehungsstile, die unter Eltern verbreitet sind. Für welchen man sich schlussendlich entscheidet, oder ob man verschiedene Stile kombiniert, muss jede Familie individuell entscheiden. Um den autokratischen Erziehungsstil soll es in diesem Beitrag gehen.
Grundsätzlich unterscheidet man die folgenden acht Erziehungsstile:
- Autoritärer Erziehungsstil
- Demokratischer Erziehungsstil
- Laissez-faire Erziehungsstil
- Antiautoritärer Erziehungsstil
- Autokratischer Erziehungsstil
- Autoritativer Erziehungsstil
- Permissiver Erziehungsstil
- Egalitärer Erziehungsstil
Wenn dir der autoritäre Erziehungsstil noch zu „lasch“ ist, wird dich der autokratische Erziehungsstil sehr interessieren. Hierbei treten Mama und Papa als unanfechtbare Autoritätspersonen auf.
Definition: Autokratischer Erziehungsstil
Beim autokratischen Erziehungsstil haben die Kinder absolut nichts zu melden – so lautet die einfache Definition. Eltern beziehungsweise Erziehungsberechtigte treffen unabhängig von den Wünschen und Bedürfnissen der Kinder alle Entscheidungen und geben ihnen starre Regeln vor.
An oberster Stelle des autokratischen Erziehungsstils stehen die Themen Gehorsam und Disziplin. Das Kind hat sich vollständig den Eltern unterzuordnen und muss alle Entscheidungen der Eltern befolgen. Sollte es dies nicht tun, drohen empfindliche Strafen, die nicht erklärt werden und nicht einmal mit dem Fehlverhalten in Verbindung stehen müssen. Aus Angst vor diesen Strafen verhalten sich die Kinder oftmals unterwürfig und sie haben Angst, Fehler zu machen.
Man kann davon sprechen, dass die Kinder in diesem Erziehungsstil unmündig sind, da ihre Gefühle, Bedürfnisse, Interessen, Sichtweisen, Ideen und Meinungen in keiner Weise berücksichtigt werden.
Verfechter des autokratischen Erziehungsstils sind überzeugt, dass es zwingend notwendig ist, Autorität gegenüber Kindern auszuüben, sie mit „starker Hand“ zu leiten und ihnen strenge Regeln ohne Kompromisse vorzusetzen.
Merkmale
Kinder, die autokratisch erzogen werden, zeichnen sich durch absoluten Gehorsam aus. Folgende Merkmale sind noch typisch für den autokratischen Erziehungsstil:
- Das Verhältnis zwischen Eltern und Kindern ist kühl und distanziert, verhält sich das Kind in den Augen der Erziehenden richtig, sind diese jedoch in der Regel freundlich.
- Die Eltern bestimmen alleine über die Regeln, Aufgaben und Aktivitäten der Kinder. Kinder haben kein Mitspracherecht.
- Oftmals agieren die Eltern mit einschüchternden Verhaltensweisen und Drohungen, Fehlverhalten wird bestraft, richtiges Verhalten kann hingegen gelobt werden.
- Das Kind ist nicht selbstständig und agiert ausschließlich nach den Regeln der Erziehenden.
Auswirkungen
Du musst kein großer Erziehungsexperte sein, um dir die Folgen einer autokratischen Erziehung ausmalen zu können. Autokratisch erzogene Kinder entwickeln sich nicht zu selbstständigen und selbstverantwortlichen Personen, sie haben nie gelernt, eine eigene Meinung zu formulieren und für ihre Wünsche und Bedürfnisse einzutreten.
Durch die strengen Regeln kann das Kind keinerlei Eigeninitiative und Kreativität entwickeln. Dies kann zu starken Minderwertigkeitskomplexen führen und zusätzlich besteht die Gefahr, dass ein auf diese Weise erzogenes Kind zu Aggressionen gegenüber Schwächeren oder gar zu Autoaggressionen neigt. Auf diese Weise versucht es, seine herausgebildeten Minderwertigkeitsgefühle und seelischen Verletzungen zu kompensieren.
Im schlimmsten Fall kann der autokratische Erziehungsstil sogar zu psychischen Störungen führen, wie beispielsweise zu Zwangserkrankungen.
Positiv anzumerken ist, dass der autokratische Erziehungsstil in bestimmten Situationen effektiv sein kann, zum Beispiel in Notfallsituationen, in denen schnelle und entschlossene Entscheidungen getroffen werden müssen.
Fazit
In seiner reinen Form wird der autokratische Erziehungsstil heutzutage (zum Glück) nicht mehr angewendet. Erziehung findet nicht nur durch das Elternhaus, sondern durch das gesamte Umfeld statt. Von daher können selbst Kinder autokratisch erziehender Eltern bei den Großeltern, im Kindergarten oder bei Lehren zugewandtere Erziehungsmethoden erleben.
Kurzfristig kann der autokratische Erziehungsstil zu einem geordneten Umfeld führen, doch langfristig kann er negative Auswirkungen auf die emotionale und soziale Entwicklung der Kinder haben.
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Quelle: profiling-institut.de, kindererziehung.com, familie-und-tipps.de, kitaflex.com
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