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Darum gibt es keine Tafeltrauben aus Deutschland

Weintrauben sind lecker und haben gerade Saison. Doch Tafeltrauben aus Deutschland findet man nicht im Supermarkt. Wir erklären dir, warum nicht.

junge Frau packt Weintrauben in eine Tüte
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Neben Pilzen und Kürbissen haben im Herbst auch Weintrauben Saison. Wenn du einen eigenen Garten hast, wachsen die kleinen Trauben vielleicht auch dort an zarten Reben. Doch warum gibt es im Supermarkt eigentlich keine Trauben aus Deutschland? Die Trauben im Handel stammen meist aus Südeuropa oder Übersee. Dabei sind die klimatischen Bedingungen für Weintrauben hierzulande nahezu ideal.

Deutschland ist bekannt für seinen Weinanbau. Egal, ob aus der Pfalz, Rheinhessen, Baden oder von der Mosel – die kleinen Weinbeeren fühlen sich hier ziemlich wohl und wachsen so reichhaltig, dass aus ihnen – umgerechnet in 0,75-Liter-Flaschen – im Jahr 2023 rund 1,1 Milliarden Flaschen hergestellt wurden. Doch zum Essen findet man die Trauben aus Deutschland nicht im Supermarkt.

junge Frau packt Weintrauben in eine Tüte
Fünf Kilo Weintrauben verspeist jeder Deutsche im Jahr, doch heimische Früchte sucht man im Supermarkt vergeblich. Foto: stock.adobe.com – NDABCREATIVITY

Der Unterschied zwischen Keltertrauben und Tafeltrauben

Die meisten Weintrauben, die in Deutschland angebaut werden, sind Keltertrauben, aus denen Wein gewonnen wird. Die Trauben aus dem Supermarkt werden hingegen als Tafeltrauben bezeichnet.

Keltertrauben sind wesentlich kleiner als Tafeltrauben, wachsen sehr dicht an der Rebe und haben eine dicke Schale, in der Aromastoffe sowie Tannine (Gerbstoffe) enthalten sind. Diese sind sehr entscheidend für die Weinqualität. Keltertrauben haben zudem einen höheren Zuckergehalt und mehr Fruchtsäure. Tafeltrauben sind in der Regel doppelt so groß und schwer wie die Keltertrauben. Bei Verbrauchern sind besonders die kernlosen Sorten beliebt, bei den Keltertrauben gibt es diese gar nicht.

Erntereife blaue Trauben aus dem Weinanbaugebiet Rheinhessen
Keltertrauben wachsen dicht an der Rebe, haben Kerne, eine dicke Schale und aus ihnen wird Wein gemacht. Foto: IMAGO / CHROMORANGE

Der Anbau von Tafel- und Keltertrauben ähnelt sich weitestgehend. Doch bei der Ernte werden die ersten Unterschiede deutlich. Bei Tafeltrauben ist die Optik entscheidend. Die Trauben müssen fest und prall sein und dürfen keine Druckstellen haben. Da die Tafeltrauben nicht nachreifen, ist es notwendig, sie im optimalen Reifezustand zu ernten – dies erfolgt per Hand, um die empfindlichen Trauben nicht zu verletzen. Keltertrauben werden hingegen maschinell geerntet.

Der Anbau von Tafeltrauben ist erst seit 2000 erlaubt

Bis zum Jahr 2000 durften Tafeltrauben wie Keltertrauben nur auf registrierten Rebflächen von Weinbaubetrieben angebaut werden. Im Jahr 2000 gab es eine Reform der EU-Weinmarktordnung, die es auch Obstbaubetrieben erlaubte, Tafeltrauben anzubauen. Der Anbauumfang hält sich allerdings in Grenzen: Im vergangenen Jahr haben 14.150 Betriebe auf einer Fläche von 102.500 Hektar Keltertrauben kultiviert. Tafeltrauben hingegen wurden nur auf wenigen Hundert Hektar angebaut.

Dabei liegt der Bedarf an Tafeltrauben in Deutschland bei über 428.000 Tonnen – das sind pro Kopf etwa fünf Kilogramm. Diese Menge kann der aktuelle Anbau hierzulande nicht ansatzweise decken, sodass die Trauben von Juni bis November aus Italien, Spanien, Ägypten, Griechenland und der Türkei kommen, von Dezember bis Juni aus Südafrika, Indien, Chile, Peru und Brasilien.

rote und grüne Weintrauben in Plastikverpackungen in einem Supermarktregal
Die Weintrauben aus dem Supermarkt haben eine lange Reise hinter sich. Foto: stock.adobe.com – TATIANA

Darum gibt es keine Tafeltrauben aus Deutschland im Supermarkt

Wie so oft spielt auch hier das Geld eine große Rolle. Der Aufwand für Pflege, Schutz und Ernte der empfindlichen Trauben ist hoch. Und dies schlägt sich auch im Preis nieder. Mit den günstigeren Preisen importierter Früchte können die deutschen Anbaubetriebe kaum mithalten. So beschränken sich der Anbau und die Vermarktung von Tafeltrauben aus deutschem Anbau hauptsächlich auf Direktvermarkter im süddeutschen Raum bis ins Rheinland.

Anders als bei Keltertrauben spielt bei den Tafeltrauben, wie bereits erwähnt, das Aussehen eine große Rolle. Die Früchte sind jedoch sehr empfindlich: Sie vertragen nicht zu viel Regen oder gar Hagel, sie benötigen viel Sonne und sind anfällig für Pilzkrankheiten. Besonders die kernlosen Trauben gedeihen in unserem Klima kaum.

Weintrauben auf einem Wochenmarkt
Auf Wochenmärkten kannst du mitunter Tafeltrauben aus Deutschland entdecken. Foto: stock.adobe.com – nathsegato

Wenn du trotzdem Wert auf heimische Früchte legst, solltest du dich in Bioläden oder auf regionalen Märkten umsehen. Vielleicht gibt es auch einen Biokisten-Dienst in deiner Nähe oder du kannst direkt beim regionalen Erzeuger einkaufen.

Quelle: utopia.de, landwirtschaft.de
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