Junge Eltern stehen unweigerlich vor der Frage, welchen Erziehungsstil sie ihrem Kind vorleben wollen. Grundsätzlich wird zwischen acht verschiedenen Erziehungsstilen unterschieden:
- Autoritärer Erziehungsstil
- Demokratischer Erziehungsstil
- Laissez-faire Erziehungsstil
- Antiautoritärer Erziehungsstil
- Autokratischer Erziehungsstil
- Autoritativer Erziehungsstil
- Permissiver Erziehungsstil
- Egalitärer Erziehungsstil
Dieser Beitrag beleuchtet den autoritären Erziehungsstil. Dieser war vor allem in den vergangenen Jahrzehnten der mit Abstand am weitesten verbreitete. Doch was genau bedeutet eine autoritäre Erziehung eigentlich und wie sinnvoll ist dieser Erziehungsstil?
Definition: Autoritärer Erziehungsstil
Verbote, Grenzen, Regeln – Das sind die Bestandteile einer autoritären Erziehung. Vereinfacht lässt sich dieser Erziehungsstil so beschreiben: Mama und Papa haben das Sagen und das Kind hat zu folgen, ansonsten droht eine Bestrafung.
Der absolute Gehorsam der Kinder spielt beim autoritären Erziehungsstil eine zentrale Rolle. Sollte das Kind die Regeln der Eltern befolgen, gibt es eine Belohnung, andernfalls wird es für sein Fehlverhalten bestraft. Hierbei geben ganz klar die Eltern die Erwartungen vor, was Sauberkeit, Gehorsam, Ordnung, Freundeskreis und Freizeitgestaltung angehen. Ein von den Eltern eng abgesteckter Rahmen gibt den Kindern ihren Bewegungsradius vor. Sobald die Eltern mit den Entscheidungen des Kindes in Bezug auf außerschulische Aktivitäten oder Freunde nicht einverstanden sind, greifen sie ein.
An der Spitze stehen die Eltern bzw. Erziehenden, die eine starke hierarchische Ordnung durchsetzen. Kinder müssen sich fügen und haben keinerlei Mitspracherecht, auch ihre Meinung und ihre Gefühle spielen keine Rolle. Das Verhältnis zwischen Eltern und Kinder ist bei der autoritären Erziehung meist sehr kühl, der Umgangston ist wenig liebevoll. Nähe und Zuneigung werden selten bis gar nicht ausgedrückt. Neben der Meinung des Kindes werden auch seine Bedürfnisse durch die Eltern nicht berücksichtigt.
Oftmals stellen die Eltern Anforderungen an ihr Kind, welche es nur schwer beziehungsweise (noch) gar nicht erfüllen kann. Einwände, Widersprüche oder ein Verhandlungsspielraum werden von den Eltern nicht geduldet. Wenn sich das Kind den Erziehenden widersetzt, folgen Bestrafungen, die auch physisch durchgesetzt werden können. Befolgt es allerdings die Regeln und erfüllt die Erwartung der Eltern, kann es mit einem Lob rechnen.
Merkmale
Das sind die Merkmale des autoritären Erziehungsstils:
- Die Eltern oder Erzieher bestimmen die Aktivitäten der Kinder.
- Lob und Tadel spielen eine große Rolle.
- Drohungen sowie Einschüchterungen sind an der Tagesordnung.
- Die Eltern geben Befehle.
- Der Umgang mit dem Kind ist freundlich aber recht unpersönlich.
- Jegliche Verantwortung liegt nur bei den Eltern.
Auswirkungen
Lange Zeit galt der autoritäre Erziehungsstil als normal, er zählt sogar zu den bedeutendsten pädagogischen Erziehungsarten. In den 1960-er Jahren kam es dann zum Umschwung und die autoritäre Erziehung wurde infrage gestellt. Denn die Auswirkungen dieses Erziehungsstils auf Kinder ist fatal, da die strengen Regeln und Vorgaben jegliche Chance unterbinden, dass sich die Kinder frei entfalten können. Die Kinder werden unselbstständig und haben keine Möglichkeit, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln.
Wie sollen sie sich auch entfalten können, wenn ihnen ihr Leben lang strenge und starre Regeln vorgesetzt wurden, denen sie folgen mussten, ohne sie zu hinterfragen? Wer mit dem Gefühl aufwächst, dass seine Meinung und seine Gefühle nicht von Bedeutung sind, hat es schwer, eine eigene Persönlichkeit auszubilden.
Die Folgen hiervon sind, dass die Kinder autoritärer Eltern auch im Erwachsenenalter und im Zusammensein mit anderen eine unterwürfige Rolle einnehmen und auf die Anweisungen von anderen angewiesen sind. Doch auch das Gegenteil kann der Fall sein und sie können im späteren Leben aggressiv, gereizt oder auch betont dominant sein und Schwierigkeiten haben, sich unterzuordnen. Und auch die Kreativität und Spontaneität des Nachwuchses werden negativ beeinflusst.
Schlimmstenfalls können die Folgen einer autoritären Erziehung so weit reichen, dass durch die fehlende emotionale Unterstützung und Zuwendung das Kind im Erwachsenenalter eine psychische Störung entwickelt, beispielsweise Zwangsstörungen, sadistische oder paranoide Verhaltensweisen, Essstörungen oder auch ein erhöhtes Suizidrisiko.
Die Auswirkungen des autoritären Erziehungsstils sind natürlich stark vom Kind selbst und dessen Charakter abhängig. Zudem muss man auch den Grad der Autorität beachten, also wie stark die Erziehenden ihre Autorität durchsetzen. Hierbei spielt die Verhältnismäßigkeit eine Rolle und das Wohl des Kindes sollte nie außer Acht gelassen werden.
Fazit
Heutzutage ist der autoritäre Erziehungsstil in seiner reinen Form überholt. Eltern treten nicht mehr als alleinige Entscheider innerhalb der Familie auf, Kinder dürfen und sollen ihren Gefühlen und Meinungen Ausdruck verleihen. Gleichberechtigung und eine gesunde Balance aller Familienmitglieder sind für eine freie Entfaltung und Entwicklung des Kindes maßgebend.
Jedoch sind autoritäre Verhaltensweisen auch nicht grundlegend schlecht, sofern sie nicht über den Kopf des Kindes hinweg stattfinden. In einigen Lebensbereichen kann eine autoritäre Erziehung sogar positive Effekte haben, schließlich muss sich jeder von uns im Laufe seines Lebens immer wieder Autoritätspersonen unterordnen.
Quelle: profiling-institut.de, eltern.de
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