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Ins Freibad nur noch mit Bronze-Abzeichen

Aufgrund diverser Zwischenfälle dürfen unbeaufsichtigte Kinder nur noch mit Bronze-Abzeichen in einige Freibäder. Ist diese Regelung sinnvoll?

Kinder mit Taucherbrille im Freibad
© IMAGO / Funke Foto Services

Die Schwimmerin schreit, als sie bemerkt, was unter ihr näherkommt

Neben dem Fahrradfahren zählt Schwimmenlernen zu den ersten großen Meilensteinen im Leben. Wenn Kinder nicht Fahrrad fahren können, ist dies kein Beinbruch bzw. kann aus einem Sturz schlimmstenfalls eben dieser resultieren. Bei fehlender Schwimmkompetenz sind die Folgen weitaus dramatischer. So dramatisch, dass einige Freibäder nur noch Kinder mit Bronze-Abzeichen hereinlassen wollen. Was steckt dahinter?

Sobald die Temperaturen nach oben klettern, zieht es Klein und Groß ans Wasser. Ob Badesee, Tümpel oder Meer – ein Sprung ins kühle Nass sorgt für die nötige Abkühlung. Besonders beliebt in Regionen ohne natürliches Wasservorkommen sind die Freibäder. Doch in das Allwetterbad in Osterholz-Scharmbeck in Niedersachsen dürfen Kinder bis 14 Jahre ohne erwachsene Aufsichtsperson nur dann ins Wasser, wenn sie mindestens ein Bronze-Abzeichen vorweisen können.

Darum dürfen Kinder nur noch mit Bronze-Abzeichen ins Freibad

Kleines Mädchen steht skeptisch in Kinder-Schwimmlernweste am Beckenrand
Richtig schwimmen können, ist das A und O! Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Die Wartelisten für Schwimmkurse sind lang. Hat der Nachwuchs einen Platz ergattert und diesen erfolgreich absolviert, wiegen sich die Eltern beim Aushändigen des Seepferdchens in trügerischer Sicherheit. Empfohlen wird solch ein Schwimmkurs mit abschließendem Seepferdchen-Abzeichen frühestens ab 5 Jahren. Erst dann sind in der Regel bei den Kindern alle Voraussetzungen (ausreichende Größe, kognitive Fähigkeiten) vorhanden.

Doch können die kleinen Seepferdchen dann auch wirklich schwimmen? Leider nein! Mit dem Erlangen des Seepferdchens sind Kinder in der Lage, sich kurzzeitig schwimmend über Wasser zu halten. Nicht mehr und nicht weniger. Viele Eltern müssen hier sensibilisiert werden, da sie denken, mit dem Seepferdchen kann das Kind sicher schwimmen, dem ist allerdings nicht so. Erst ab dem Bronze-Abzeichen, dem sogenannten Freischwimmer, spricht man von sicheren Schwimmern.

Kind mit Badekappe schwimmt in einer Schwimmhalle
Das Schwimmenlernen ist ein langwieriger Prozess. Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Dem stimmen auch die Betreiber des niedersächsischen Allwetterbades zu. Diverse Zwischenfälle aufgrund fehlender Schwimmkompetenz und Fehleinschätzungen des eigenen Könnens haben dazu geführt, dass Kinder unter 14 Jahren ein Bronze-Abzeichen vorzeigen müssen, wenn sie ohne Aufsicht durch Erziehungsberechtigte das Bad betreten möchten.

Badbetriebsleiter Torsten Stelljes betont zwar, dass „bisher glücklicherweise nichts Schlimmeres passiert ist“, doch man wolle es nicht darauf ankommen lassen. Die Sicherheit aller Badbesucher stehe an erster Stelle.

Kinder mit Taucherbrille im Freibad
Kinder unter 14 Jahren dürfen nur mit einem Bronze-Abzeichen ins Freibad. Foto: IMAGO / Funke Foto Services

Und nicht nur das Allwetterbad in Osterholz-Scharmbeck setzt auf eine verschärfte Kontrolle: Auch im nahegelegenen Bremen müssen Besucher bis 18 Jahre, die ohne erwachsene Begleitung unterwegs sind, einen Schwimmausweis mit mindestens einem Bronze-Abzeichen vorlegen.

Das muss man für ein Bronze-Abzeichen können

Um ein Bronze-Abzeichen zu erhalten, müssen Schwimmer neben einer theoretischen Prüfungsleistung auch folgende praktische Leistungen erfolgreich absolvieren:

  • Sprung kopfwärts vom Beckenrand und 15 Minuten Schwimmen. In dieser Zeit sind mindestens 200 m zurückzulegen, davon 150 m in Bauch- oder Rückenlage in einer erkennbaren Schwimmart und 50 m in der anderen Körperlage (Wechsel der Körperlage während des Schwimmens auf der Schwimmbahn ohne Festhalten)
  • einmal ca. 2 m Tieftauchen von der Wasseroberfläche mit Heraufholen eines Gegenstandes (z. B.: kleiner Tauchring)
  • ein Paketsprung vom Startblock oder 1 m-Brett

Das solltest du über Kinder an und im Wasser wissen

Kind mit Schwimmbrille schwimmt im Wasser
Erst mit einem Bronze-Abzeichen gilt man als sicherer Schwimmer. Foto: IMAGO / Daniel Scharinger

Wie bereits erwähnt, sind die Plätze in den Schwimmkursen rar. Ist es also zwingend notwendig, sich für das Schwimmenlernen einen Profi an die Seite zu holen? Wenn Eltern selbst gute Schwimmer sind und die nötige Geduld und Zeit haben, können sie ihren Kindern das Schwimmen auch selbst beibringen. Laut DLRG benötigt ein 8-jähriges Kind mindestens 30 Unterrichtseinheiten (à 45 Minuten) bis es sicher schwimmen kann. Das nötige Abzeichen kann dann in einem öffentlichen Bad abgenommen werden. Am besten beraten sind Eltern, wenn sie sich auf die Expertise von professionellen Schwimmlehrern verlassen.

Was selbstverständlich klingt, muss dennoch immer wieder betont werden: Kinder – auch nicht solche mit einem Seepferdchen-Abzeichen – dürfen in und am Wasser nie unbeaufsichtigt gelassen werden. Und damit sind nicht nur der See oder das Freibad gemeint, sondern auch Badewannen, Regentonnen oder Planschbecken. Denn auch Schwimmhilfen wie Westen, Flügel, Reifen oder Bojen-Anzüge und Badesitze sind kein zuverlässiger Schutz vor dem Ertrinken.

Kind mit neonfarbenen Badesachen schwimmt unter Wasser
Grelle Badebekleidung ist unter Wasser gut zu sehen. Foto: IMAGO / Daniel Scharinger

Übrigens: Wenn du deinen Kindern Badebekleidung in knalligen Neonfarben kaufst, können diese im Notfall zum Lebensretter werden. Neonpink oder -grün sind unter Wasser viel besser zu sehen als Badebekleidung in gedeckten Farben.

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Quelle: echtemamas.de, dlrg.de
Vorschaubilder: ©IMAGO / Funke Foto Services
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