Erst kürzlich sorgte eine Gewalttat an einer Frau in England, die auf ihrem Heimweg entführt und er mordet wurde, für traurige Schlagzeilen. Doch auch in Deutschland sind häusliche Gewalt und Gewalt gegen Frauen ein enormes Problem. Das Frauennetzwerk Zonta hat als Hilfe für Betroffene eine Initiative namens „Maske 19“ ins Leben gerufen. Was es damit auf sich hat, erfährst du hier.
Codewort „Maske 19“ für schnelle Hilfe
Die Aktion „Maske 19“ will betroffenen Frauen ein niederschwelliges Hilfsangebot machen: Wenn sie in der Apotheke (alternativ in einer Arztpraxis oder in einem Krankenhaus) das Codewort „Maske 19“ sagen, wird sofort die Polizei verständigt. Der große Vorteil dieser Aktion ist, dass Apotheken weit verbreitet sind und es ganz unverdächtig wirkt, wenn eine betroffene Frau dorthin geht. Außerdem muss sie nicht umständlich erklären, was ihr Problem ist.
Warum zeigen Betroffene häusliche Gewalt selten an?
Selbst unter normalen Umständen ist es für Betroffene von häuslicher Gewalt schwer, sich Hilfe zu suchen. Zum einen kontrollieren die gewalttätigen Partner ihre Opfer oft. Zum anderen schämen sich manche Betroffene und trauen sich deshalb nicht, zur Polizei zu gehen.
Durch die Lockdown-Maßnahmen im Zuge der COVID-19-Pandemie hat sich die häusliche Situation für viele Frauen zugespitzt, weil sie ihrem Partner noch mehr ausgeliefert waren und weniger Kontakt zu Außenstehenden hatten. Das macht die Aktion „Maske 19“ umso wichtiger.
Wer macht bei der Initiative mit?
In Frankreich und Spanien ist die Initiative „Maske 19“ in Apotheken seit der ersten Welle der COVID-19-Pandemie weit verbreitet. In Deutschland nimmt Nordrhein-Westfalen eine Vorreiterrolle ein und wirbt seit September 2020 dafür, dass die Aktion auch von Friseuren unterstützt wird. Auf diese Weise soll es den Hilfesuchenden noch leichter gemacht werden.
Andere Möglichkeiten für Hilfe bei Gewalt
Außer „Maske 19“ gibt es einige andere Hilfsangebote für (potenzielle) Opfer häuslicher und sexualisierter Gewalt. Das ist auch wichtig, denn im Jahr 2020 wurden in Deutschland 359 Frauen von ihrem Partner getötet und 119.164 Frauen wurden Opfer von Gewalt in der Partnerschaft.
Auswahl von Hilfsangeboten für Frauen
- Heimwegtelefon: Unter der Telefonnummer 030 120 741 82 können sich Frauen (von Sonntag bis Donnerstag zwischen 20 und 0 Uhr und am Freitag und Samstag zwischen 20 und 3 Uhr) auf ihrem Heimweg telefonisch begleiten lassen.
- Notruf-App „nora“: Mit dieser App der Bundesländer kann man Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst im Notfall erreichen und auch einen „stillen“ Notruf absetzen.
- „Ist Luisa hier?“: Mit dieser Frage können Frauen in Bars, Clubs u. Ä. signalisieren, dass sie sexuell belästigt werden. Welche Städte bei der Kampagne mitmachen, erfährst du auf der Internetseite „Luisa ist hier“.
- Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Die wohl wichtigste Anlaufstelle für Opfer häuslicher Gewalt ist unter der Telefonnummer 08000 116 016 zu erreichen. Du findest sie auch noch einmal am Ende des Artikels aufgeführt.
Gewalt gegen Frauen kommt nicht aus dem Nichts, sondern hat gewissermaßen Tradition. In vielen Gesellschaften herrscht insgesamt ein frauenfeindliches Klima und Männer wachsen in dem Glauben auf, dass es okay sei, ihre eigene Frau oder Freundin kleinzuhalten und völlig fremden Frauen auf offener Straße hinterherzupfeifen, sie sexuell zu bedrängen und sie zu beschimpfen (sogenanntes Catcalling).
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- 25-Jährige macht 1 Monat Fotos mit Männern, die sie belästigen
- James Herbert Brick wird nach TikTok-Notrufsignal verhaftet
- Versteckter Hilferuf: Handzeichen gibt Hinweis auf häusliche Gewalt
Betroffene Frauen können sich unter der Rufnummer 08000 116 016 anonym bei der Stelle „Gewalt gegen Frauen“ melden. Hilfe für Männer ist unter der Rufnummer 0800 123 99 00 erreichbar. Die Beratung ist rund um die Uhr kostenlos und in mehreren Sprachen möglich.
Quellen: rnd, zonta-union, rundschau-online
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