Es gibt Menschen, die Schmatzgeräusche, ein hämmernder Tastaturanschlag oder nervöses Kugelschreiberklicken in den Wahnsinn treiben. Eine brummende Leuchtstoffröhre macht sie derart aggressiv, dass sie kurz davor stehen, im Büro mit Kaffeetassen um sich zu werfen. Forscher nennen dieses Phänomen Misophonie: Hass auf Geräusche.
Noch ist strittig, ob es sich dabei bloß um ein überempfindliches Genervtsein oder um eine Krankheit handelt. Fest steht hingegen, dass es Geräusche gibt, bei denen sich wirklich jedem der Magen umdreht. Hier ist eine kleine Auswahl der unbeliebtesten Klänge, Laute und Töne:
1. Todesflöte
Welch ein Glück, dass man diesem Ding nur selten begegnet: Die Todesflöte der Azteken ist mit Sicherheit das schrecklichste Musikinstrument der Welt. Im Innern der Flöte befindet sich eine sogenannte Chaoskammer, in welcher zwei Luftströme aufeinanderprallen und ein schrilles Kreischen erzeugen, das wie das qualvolle Gellen aus der Hölle klingt. Dazu kommt ein tiefes Surren, welches das menschliche Hirn nicht verarbeiten kann – der Zuhörer verfällt in einen aggressiv-tranceartigen Zustand, der die aztekischen Krieger anstacheln sollte, jeden abzuschlachten, der sich ihnen in den Weg stellte. In diesem Video kannst du dir die Flöte anhören.
2. Erbrechen
Auf Platz 1 einer Online-Umfrage mit je 501 Frauen und Männern lag hingegen ein anderes Geräusch: die schwallweise Entleerung des Mageninhalts aus dem Schlund. Bei antiken Gelagen war das gezielte Herbeiführen des Brechreizes übrigens durchaus gängig. Man steckte sich eine Feder in den Hals, um Platz für neues Essen zu schaffen. Ob das nun eine Reiherfeder war und sich der Ausdruck „reihern“ davon ableitet, ist allerdings unklar.
3. Babygeschrei
Die Online-Erhebung kam darüber hinaus zu dem Ergebnis, dass Babygeschrei ganz oben auf der Liste der unangenehmsten Klänge steht. Vor allem Männer rührt weniger die Fürsorge als vielmehr tiefe Abscheu, wenn sich ein Säugling lauthals zu Wort meldet.
4. Flatulenzen
Kinder sind wie Blähungen – es ist etwas anderes, wenn es die eigenen sind. Wobei es auch hier geschlechtsspezifische Unterschiede gibt: Während Männern das Plärren von Babys in die Magengrube fährt, fühlen Frauen sich auffällig stark vom Donnergrollen abgehender Darmwinde angewidert.
5. Quietschende Kreide
Besteck, das über den Porzellanteller kratzt, schwungvoll über die Tafel gezogene Kreide oder Rückkopplungen am Mikrofon: durchdringendes Quietschen tut einem wahrhaft in den Ohren weh. Denn bei hohen Frequenzen reagiert das Gehirn mit Schmerz, um das Gehör zu schützen, das bei dauerhaftem Piepton Schaden nehmen kann. Wo und wie stark diese Schmerzen auftreten, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Immerhin: Je älter man wird, desto weniger stört man sich an solchen Lauten.
6. Schlecht gespielte Geige
Musik ist Geschmackssache. Doch alle, die glauben, sich mit klassischer Musik etwas Gutes zu tun, seien gewarnt: Denn eine Geige funktioniert nach demselben Prinzip wie quietschende Tafelkreide. Zwei Gegenstände – in diesem Fall Bogen und Saite – gleiten aneinander vorbei, geraten dabei aber immer wieder ins Stocken. Gerade bei Anfängern erzeugt das oft ein Quieken, Pfeifen und Knarzen, das einem einen Schauer über den Rücken jagt.
7. Verkehrslärm
Bei einer Umfrage unter Hörgeräte-Trägern gab fast ein Drittel der Teilnehmer an, sich von Verkehrslärm gestört zu fühlen. Der andauernde Schallpegel kann sogar krank machen, da der Körper in kontinuierlichen Stress versetzt wird. Wesentlicher Faktor ist hierbei allerdings die subjektive Wahrnehmung: Meeresrauschen, das rein akustisch einer viel befahrenen Straße gleicht, senkt den Stress.
©Gettyimages
8. Laubbläser
Subjektive Lärmbelästigung ist das eine, die objektive Zunahme der Lärmbelastung das andere. So rangieren Laubbläser auf der Unbeliebtheitsskala ganz dicht hinter Straße, Flughafen und Eisenbahn. Bohrmaschinen lösen bei 20 Prozent der Befragten Aggressionen aus, ebenso Staubsauger und Rasenmäher. „Die Faulheit allein ist göttlich“, sagte schon Nobelpreisträger Anatole France.
9. Streitende Menschen
Niemanden lässt es kalt, wenn man den Zoff der Nachbarn durch die Wände hört. Manche Menschen entwickeln angesichts der Ruhestörung sogar Angst- und Stresssymptome, als seien sie selbst in die Auseinandersetzung involviert. Andere fühlen sich schlicht ihrer guten Laune beraubt und reagieren ihrerseits mit Aggressionen.
©Gettyimages
10. Wummernder Bass
Insbesondere in Kleinstädten ist es bei Jugendlichen beliebt, sich mit ihren Autos an Sommerabenden auf einem Parkplatz zu treffen und die Anlage aufzudrehen. Der Subwoofer lässt dabei noch in einem Kilometer Entfernung die Nachttischlampen der Anwohner erzittern und versucht beharrlich, den Herzschlag auf gleichen Rhythmus zu bringen.
11. Zahnarztbohrer
Von den tiefen Frequenzen zurück in höhere Gefilde: Wenig andere Geräusche können einen derart in Panik versetzen wie das surrende Kreischen eines Zahnarztbohrers oder das schleifende Zirpen bei der Zahnsteinentfernung. Da die fiesen Geräusche zu den Hauptgründen für die Angst vorm Zahnarzt gehören, haben findige Ärzte eine Auswahl zum Anhören ins Internet gestellt – als Desensibilisierungsmaßnahme.
12. Schrille Frauenstimme
Hoch ist auch die Tonlage von Platz 1 der Umfrage unter den Hörgeräte-Trägern: Die fanden schrille Frauenstimmen am absolut unausstehlichsten. Ein Glück, dass die aktive Fernsehkarriere von Verona Pooth (alias Feldbusch) schon ein paar Jährchen zurückliegt.
Seltsam, dass in den hier versammelten Studien nie der Wecker am frühen Morgen oder das Summen von Stechmücken erwähnt wurde. Welches sind deine ganz persönlichen Top-Nervgeräusche?
Quellen: mentalfloss, statista
Vorschaubilder: ©pinterest/hellhorror ©flickr/Cheon Fong Liew